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Melanie BöttcherErna Rode freut sich sehr über den Besuch von Melanie Böttcher. Fotos: Celina Galkowski

Idee kam beim Stadtbummel

Seniorenbegleitservice bietet älteren Menschen Unterstützung

Von Celina Galkowski

Bielefeld
(WB). Erna Rode lebt seit sechs Jahren im Altersheim. Das Marienstift in Bielefeld ist seit einem Jahr ihr neues Zuhause. Da sie keine Angehörigen mehr hat, freut sie sich jedes Mal über einen Besuch von Melanie Böttcher, die der alten Dame jeden Wunsch von den Lippen abliest. Denn Melanie Böttcher bietet einen »Seniorenbegleitservice« an, der ältere Menschen unterstützt und auf individuelle Bedürfnisse eingeht.

Zwei Jahre sind mittlerweile vergangen, seitdem die 29-Jährige diese Art von Dienstleistung anbietet. »Ich komme ursprünglich aus der Wirtschaft«, erklärt Melanie Böttcher, »aber als ich bei einem Stadtbummel bemerkte, wie viele alte Menschen auf Hilfe angewiesen sind, ist mir die Idee gekommen.«
Dieser Service wurde so gut angenommen, dass Melanie Böttcher auch mit dem Ev. Johanniswerk, den von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel und der Paritätischen Wohlfahrtspflege zusammenarbeitet. »Ich erledige alles, was keine Pflege ist, zum Beispiel Behörden- und Spaziergänge, Einkaufen, Fahrdienst, Spielstunden und manchmal mache ich auch schon mal eine Kaffeefahrt mit«.
Zum größten Teil handelt es sich bei der Betreuung um seelsorgerische Tätigkeiten und Beistandsangelegenheiten. Das ist auch der Grund, warum sich oft eine enge emotionale Bindung zwischen Melanie Böttcher und »ihren« Senioren entwickelt. Die 85-jährige Erna Rode ist schon von Anfang an dabei. Sie hat keine Angehörigen mehr, »Frau Böttcher ist alles, was ich noch habe. Wir machen ganz viele schöne Dinge zusammen«, sagt sie strahlend.
Die Leistungen, die der Seniorenbegleitservice anbietet, werden stundenweise abgerechnet. Ziel ist es, hilfebedürftigen Menschen aus ihrer Antriebslosigkeit zu helfen. Im Gegensatz zu der Betreuung in einem Heim findet bei Melanie Böttcher eine Einzelbetreuung statt, jedoch »nicht im pflegerischen, sondern im menschlichen Verhältnis«, betont sie. Dieses Angebot nehmen überwiegend Frauen in Anspruch, »aber die Männer dürfen sich ruhig auch häufiger trauen«, wünscht sie sich.

Artikel vom 12.05.2006