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Oranje-Fan in Venlo und Verl

WM-Paten (Folge 7): Casparus Post zittert vor Gegnern der Niederlande

Von Elke Hänel und
Wolfgang Wotke (Foto)
Verl (WB). Sein Herz schlägt für Oranje und natürlich wünscht er sich, dass die Niederlande die Fußball-Weltmeisterschaft gewinnen. »Aber ehrlich gesagt, tippe ich doch eher, dass Argentinien den Titel holt«, meint Casparus Post.

Schon jetzt ist für den gebürtigen Niederländer klar: Wenn die Holländer bei der WM antreten, wird er gemeinsam mit Tochter Mareike (12) vor dem Fernseher sitzen. »Aber auch die Spiele der deutschen Elf werde ich mir anschauen«, betont der 46-Jährige. Denn seit er in Verl (Kreis Gütersloh) lebt, schlagen eben zwei Fußball-Herzen in seiner Brust.
Die Liebe war es, die den gebürtigen Rotterdamer 1989 in die Ölbachgemeinde führte. In einem Urlaub im Süden lernte er seine spätere Frau kennen und zog bald darauf von Venlo nach Verl. Wenige Jahre später traf den Fernfahrer ein schwerer Schicksalsschlag: Als er bei Magdeburg mit seinem Schwertransporter einen Bahnübergang kreuzen wollte, rammte ihn ein Güterzug. Seitdem sitzt Casparus Post im Rollstuhl.
»Ich hatte Glück im Unglück«, meint er. »Der Auflieger ist von meiner Zugmaschine abgerissen. Das hat mir das Leben gerettet.« Und für Casparus Post ist das Leben trotz Querschnittslähmung lebenswert - vor allem wegen Töchterchen Mareike, die er inzwischen allein erzieht. Sie ist genauso wie ihr Vater Fußball-Fan und hat ihr Herz ebenso wie er an Schalke gehängt. »Schalke-Fan bin ich geworden, als Huub Stevens dort Trainer war«, erinnert sich der Holländer.
Doch Casparus Post ist nicht nur Fußball-Fan, sondern auch selbst aktiver Sportler: Nach seinem Unfall stieg er vom Radsport auf Basketball um und mischt heute bei den »Hot Crocks« in Rheda-Wiedenbrück als Spieler und Übungsleiter mit. Trotz seiner Behinderung »schmeißt« er zu Hause auch den ganzen Haushalt, kocht, bügelt, wäscht, räumt auf und erledigt die Einkäufe. Letzteres macht ihm in Verl besonders Spaß: »Die Leute hier sind nett, die Mentalität gefällt mir.«
Heimweh nach Holland hat er nicht: Zwar besucht er dort noch oft seine Eltern und macht ein bisschen Urlaub, leben aber möchte er in den Niederlanden nicht mehr. »Wir haben hier viele Verwandte und Freunde«, sagt Casparus Post und fügt hinzu: »In dieser ländlichen Umgebung fühle ich mich viel wohler als in der Stadt.«
Und auch den Fußball in seiner Heimat verfolgt Casparus Post, der früher Fan von Sparta Rotterdam und später vom FC Venlo war, heute kaum noch. »Höchstens, wenn ich mal dort zu Besuch bin, oder ab und zu im Fernsehen auf Euro-Sport.«
Anders verhält es sich natürlich, wenn es um die WM geht. »Dass sich Holland qualifiziert hat, freut mich sehr. Es wurde auch Zeit, dass wir wieder dabei sind. In ganz Holland ist die Freude riesig«, erzählt er. Allerdings habe die Oranje-Elf ziemliches Pech mit der Auslosung gehabt, bedauert Casparus Post.
»Wenn ich die Gruppe sehe, in der Holland spielt, wird mir Angst und Bange: Argentinien, Serbien, Elfenbeinküste. Argentinien ist sehr stark und wird Gruppenerster«, lautet seine Einschätzung. Dennoch räumt er Deutschland und Holland gute Chancen ein: »Ich tippe, dass Deutschland hinter Argentinien Zweiter und Holland Dritter wird.«

Artikel vom 23.03.2006