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Lust und Freude an Bord
gegen das »Osterleid«
Das wichtigste Fest der Christen auf der »MS Deutschland« feiern
Es mag etwas skurril anmuten, wenn der Blick vom Lido-Deck der »MS Deutschland« auf karibische Traumstrände fällt und drinnen im Kaisersaal die Gäste »Leise rieselt der Schnee« anstimmen.
Weihnachten in warmen Gefilden ist nicht jedermanns Sache. Aber zu Ostern, wenn Geist und Körper nach Sonne lechzen, dann ist eine Kreuzfahrt genau das Richtige, um die Seele zu streicheln. Doch Ostern, das höchste Fest der Christen, empfinden manche auch als Zeitpunkt, um innezuhalten. Das freilich kann man an Bord eines Schiffes vortrefflich. Und wie heißt es doch im Lied »Herzliebster Jesu, was hast Du verbrochen?« Die sechste Strophe ist den gläubigen Passagieren auf den Leib geschrieben: »Ich lebe mit der Welt in Lust und Freuden, und du musst leiden!«
Und so ist Ostern an Bord der »MS Deutschland« auch eine Zeit, die Bordpastor Konrad Dittrich nutzt, um die Aufmerksamkeit der Gäste auf historische Märtyrer zu lenken, die Verbindung von Jesus Christus über Thomas Becket bis hin zu Oscar Romero herauszustellen und im schönen Umfeld der Kreuzfahrt den Blick auf die ernsten Dinge des Lebens zu richten.
Manche Kirche daheim ist nicht so gut gefüllt, wie der »Kaisersaal«, wo sich auch der Gäste-Chor durchaus hören lassen kann. Und bei den Landausflügen bietet sich die Gelegenheit, auch Osterbräuche anderer Gegenden kennen zu lernen. Die Karfreitagsprozessionen auf Teneriffa, die die Gäste 2005 erleben konnten, sind ein solches Beispiel - oder das aus Sand nachgestellte letzte Abendmahl am Strand von Las Palmas auf Gran Canaria.
Dieses Jahr startet die Osterkreuzfahrt übrigens in Venedig! Die Mehrheit der Passagiere ist älter als 60 Jahre, und so kommen in persönlichen Gesprächen auch Fragen des Alterns und des Alters, der Suche nach innerer Kraft und Ruhe auf den Bordgeistlichen zu. Da möchte er unaufdringlich Glaubensinhalte vermitteln, Halt geben dort, wo zu hoher Seegang die Kreuzfahrt des Lebens ins Ungewisse treibt.
Klar, dass auch das Schiff selbst sich in ein riesiges Osternest verwandelt. Mit viel gelbem Tüll geschmückt, wirkt die »MS Deutschland« in diesen Tagen noch fröhlicher. Auf jedem Deck sorgen Osterhasen und bunte Blumengestecke für Farbtupfer. Natürlich gibt's auch ein Osternest auf der Kabine, allerdings werden an Bord keine Ostereier versteckt, denn die erwachsenen Gäste lassen sich für solche Spiele nicht begeistern.
Ansonsten zeichnet sich das Osterfest im Rahmen einer Kreuzfahrt dadurch aus, dass man mitunter mutterseelenallein durch eine Stadt wandern kann. In der Regel legt das Schiff früh morgens im Hafen an - dann schlummern die Einheimischen noch in süßen Träumen. Alle Geschäfte und Museen sind noch geschlossen. Gut, wenn dann Ausflüge in die Natur angeboten werden. Diese sind stets so terminiert, dass man zu den Gottesdiensten am späten Nachmittag wieder an Bord ist.
Das Oster-Gala-Essen ist im übrigen nicht »besser« als jedes andere Dinner -Êdenn die Leistung der Küchencrew kann sich jeden Abend sehen lassen...
Thomas Albertsen

Artikel vom 25.03.2006