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Kommissar Schmitz
und die Beton-Leiche

Kriminacht: Jürgen Siegmann stellt drittes Buch vor

Von Elke Wemhöner
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). Das Verhältnis zwischen Jürgen Siegmann und Severin Schmitz ist ein Besonderes. »Er ist einer meiner besseren Freunde«, bestätigt Autor Siegmann. Seiner Hauptfigur zuliebe - und natürlich für die Hintergrund-Fakten - hat er sogar drei Tage in der Hamburger Universitäts-Bibliothek in alten Zeitungen recherchiert. Denn »Tote Träumer«, der dritte Krimi des Wahl-Bielefelders, greift auf Ereignisse des Jahres 1971 zurück.

Die Geschichte: Bei Abrissarbeiten in der Hamburger Hafencity wird eine Leiche gefunden, die vor Jahrzehnten einbetoniert wurde. Der Tote, so ergibt die Untersuchung, steht seit den 70er Jahren auf den BKA-Steckbriefen, gilt als RAF-Terrorist. Ein Fall für Severin Schmitz, der allerdings durch den Tod eines alten Schulfreundes (dieser wird erstochen) etwas abgelenkt ist und der obendrein in das Blickfeld des öffentlichen Interesses gerät.
Mit dabei wieder der anglophile Kollege von Schmitz - Paul Sand. Der erscheint stets im korrekten Anzug und findet irgendwie immer Zeit für seine »Tea-Time«. Sowie Tessa Fink, Buchhändlerin und Schmitz' Freundin. Und schließlich Onkel Gianluca, der als Restaurant-Inhaber nicht nur für Würze und für die Rezepte im Anhang sorgt, sondern im neuen Krimi aus dem Schattendasein der Randfigur heraustreten darf. Eine Kostprobe aus dem neuen Buch, das jetzt auf den Markt kommt, gibt es am Samstag, 25. März, in der »Langen Kriminacht« im Bunker Ulmenwall (Beginn 20.30 Uhr).
Mit »Risse im Eis« (erschienen 2002) stellte Siegmann Severin Schmitz dem geneigten Krimi-Leser vor. In »Nierenpoker« (2004) litt man mit dem auf einer Baustelle lebenden Hauptkommissar. Nun hat Schmitz seinen dritten Auftritt - aber für Band vier stehen die Chancen nicht so gut. Jürgen Siegmann wird in seinem nächsten Buch eine Frau zur Protagonistin machen.
Auch wenn der 42-Jährige, im Hauptberuf Fotograf, selbst schreibt - er ist immer noch begeisterter Krimi-Leser. Mit schärferem Blick für die Stärken und Schwächen des Produkts. »Ein Auge liest als Fan, das andere als Autor«, räumt er ein. Und registriert schnell, wenn die Geschichte Längen hat oder die Dialoge langweilig werden. »Ich gehe ja auch kritischer an meine Texte heran, kürze rigoros, wenn nötig.« Streichen von Textpassagen bedeutet für Jürgen Siegmann eher Straffen. »Ich möchte mich ja auch weiter entwickeln«, sagt er. Ob's gelungen ist - der Krimifan kann es in »Tote Träumer« (erschienen im KBV-Verlag, 9,50 Euro) selbst überprüfen.

Artikel vom 18.03.2006