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»Nur ein
Experiment«

Verzicht bei Schröder


Gütersloh (rec). »Es gibt keine Turbulenzen.« Helmut Schröder, Seniorchef der Gütersloher Baufirma Wilhelm Schröder GmbH & Co. KG (Foto), tritt Spekulationen über eine mögliche Liquiditätskrise entgegen. Die mit der Belegschaft vereinbarten Einschnitte bei Lohn und Urlaub dienten ausschließlich dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit im laufenden Jahr.
»Wir stellen derzeit sogar Personal ein«, teilt der Seniorchef mit. Der schlüsselfertige Wohnungsbau brumme. Darüber hinaus sei das Unternehmen an zahlreichen Großprojekten in Bielefeld, Osnabrück und Frankfurt am Main beteiligt. »Es geht uns gut. Dennoch spüren wir die Krise des Baugewerbes in den Verhandlungen um neue Aufträge«, räumt Helmut Schröder ein. Den Zuschlag erhielten immer wieder Unternehmen, die massiv Personal abgebaut hätten. Die Aufträge würden dann an Subunternehmen und weitere Subunternehmen weitergereicht: »Die Auswirkungen kann man auf der Klinikbaustelle in Minden beobachten.« Der intern vereinbarte Verzicht auf Teile des Lohnes und des Urlaubs (das WB berichtete exklusiv) solle die Wettbewerbsfähigkeit des Gütersloher Unternehmens erhalten, ohne dass Dutzende von Arbeitsplätzen abgebaut werden müssen: »Es ist ein Experiment.« Sollte sich die wirtschaftliche Lage im Baugewerbe verbessern, werde zum Jahresende über gesonderte Leistungen verhandelt. Gewerkschaftssekretär Klaus Bergert von der IG Bau zweifelt die Vereinbarung mit der Belegschaft an: »Der Betriebsrat ist nur in Kenntnis gesetzt, nicht aber beteiligt worden.« Über Lohn- und Urlaubsverzicht könne er darüber hinaus gar nicht verhandeln, weil die dem Tarifgesetz unterworfen seien. Vor allem der Verzicht aufs Weihnachtsgeld treffe die Kollegen schwer: »Das wird zum Teil in die Altersvorsorge investiert.« Die IG Bau will den Fall prüfen.

Artikel vom 18.03.2006