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»Ältere Bürger werden häufig falsch beraten«

»Alte Hasen« kritisieren Banken und Finanzdienstleister

Frankfurt (dpa). Ältere Menschen werden nach Einschätzung eines Experten von Banken und Finanzdienstleistern häufig falsch beraten.

Ihre tatsächlichen Bedürfnisse würden dabei ignoriert, kritisiert Joachim Schwer, Geschäftsführer der »Alten Hasen«, eines Netzwerks von unabhängigen Bankkaufleuten ab 55 Jahren. Zu den Gründen zählten die Vorgaben der Berater, bestimmte Produkte zu verkaufen, mangelnde Zeit und die Erkenntnis, dass es sich bei Rentnern um eine lukrative, aber auch leicht zu verunsichernde Zielgruppe handele.
So sei einem 68-jährigen Rentner ohne Verweis auf die Laufzeit bis 2026 vor einigen Jahren ein geschlossener Immobilienfonds aufgeschwatzt worden. Auf die Beschwerde des Mannes hin habe der Berater entgegnet: »Leben Sie gesund, damit Sie 89 Jahre alt werden und in den Genuss kommen, das Geld dann auszugeben.«
Ein anderer Rentner (67) stellte bei einem Kassensturz fest, dass sein Versicherungsvertreter ihm einst eine Lebensversicherung verkauft hatte, die erst in seinem 75. Lebensjahr fällig wird. Bis dahin muss er von seiner Rente monatliche Prämien von 150 Euro in die Versicherung einzahlen. Ein Finanzdienstleister wiederum empfahl einer Witwe (66) zur Geldanlage eine Mischung aus Schiffs- und Immobilienfonds, Lebensversicherungen und einer Direktrente. Über mehr als die Hälfte des Vermögens hätte demnach im Notfall nicht verfügt werden können.
Schwer rät Senioren, komplizierte Finanzprodukte und häufige Umschichtungen zu vermeiden und ausreichend Mittel als sofort abrufbare Reserve vorzuhalten. Ältere Menschen verlangten aber häufig Anlagen, die sowohl sicher als auch gewinnträchtig seien. Sie machten sich dann unnötige Sorgen und setzten auf wenig flexible Produkte. »Viele versuchen, ihr Vermögen zu hegen, anstatt das Leben im Alter zu genießen und gleichzeitig für den Fall der Fälle Reserven zu bilden.«
Mit Vorsicht seien Anlagen in Immobilien zu betrachten. Eine solche Investition habe den Ruf, sicher zu sein, mache aber nur als ein Vermögensbestandteil von vielen Sinn. Der »alte Hase« fordert von den Banken eine unabhängige Beratung, die gegen Bezahlung angeboten wird. Im jetzigen System würden diese Kosten auf die Produkte umgeschlagen. »Am Ende bezahlt man mehr Geld, wenn die Beratung nichts kostet.« Die Alten Hasen arbeiten selbst auf Honorarbasis und helfen Senioren, sich über ihre Ziele bei der Geldanlage klar zu werden.
www.diealtenhasen.de

Artikel vom 20.03.2006