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Beschäftigten auf dem Bau droht Altersarmut

IG Bau: 4600 Euro weniger Lohn bei Schröder

Von Edgar Fels
Herford/Gütersloh (WB). Die Gewerkschaft IG Bau Ostwestfalen-Lippe hat die »Rente mit 67« scharf kritisiert.

Die Beschäftigten in der Baubranche werde diese Regelung wirtschaftlich besonders hart treffen, sagten Frank Wynands, Mitglied im Bundesvorstand der IG Bauen-Agrar-Umwelt, und Jürgen Lechtenbörger, Geschäftsführer der IG Bau in OWL, am Rande des Bezirksverbandstages am Wochenende in Herford. Wynands: »Den Beschäftigten droht bei einer Anhebung des Rentenalters Altersarmut.« Bereits heute kämen die wenigsten Bauarbeiter auf mehr als 40 Beitragsjahre. 45 Beitragsjahre aber bräuchten sie nach den Plänen der Regierung, um ohne Abschläge mit 65 Jahren in Rente zu gehen.
Das hält die Gewerkschaft nicht zuletzt wegen der branchenüblichen Winterarbeitslosigkeit für illusorisch. Die Zahl der Mitarbeiter über 60 Jahre liegt nach Angaben von Wynands bei nur etwa fünf Prozent. Insgesamt arbeiteten in der Baubranche in Ostwestfalen-Lippe 12000 Personen.
»Wenn ein Beschäftigter mit 60 Jahren arbeitslos wird, bekommt er ein Jahr lang Arbeitslosengeld. Danach geht's ans Eigentum«, erklärte der Gewerkschafter. Es sei kaum möglich, die sieben Jahre bis zum Alter von 67 zu überbrücken. Aus diesem Grund nähmen viele Beschäftigte auch Lohneinbußen in Kauf, wie sie aktuell von der Geschäftsführung des Gütersloher Bauunternehmens Wilhelm Schröder beschlossen wurden. Nach Angaben der IG Bau bedeuteten die Maßnahmen für die Bauarbeiter bei Schröder (unter anderem fünf Tage weniger Urlaub, kein Weihnachtsgeld, keine Lohnerhöhung) Lohneinbußen von etwa 4600 Euro für die Zeit vom 1. April bis Ende des Jahres 2006.
Zudem diskutierten die 81 Delegierten die Missstände auf der Großbaustelle Klinikum Minden. Dort beklagen die Gewerkschafter Lohndumping. Lechtenbörger: »Und die Verantwortlichen sagen, sie hätten damit nichts zu tun.«

Artikel vom 20.03.2006