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»Ich empfinde
kein Rachegefühl«

Richard Oetker über seine Entführung

Bielefeld (WB/lnw). Knapp 30 Jahre nach seiner brutalen Entführung empfindet Richard Oetker dem Täter Dieter Zlof gegenüber weder Rachegefühle noch Hass.
Richard Oetker (55): Ich litt höllische Schmerzen. Foto: teutopress

»In einigen wenigen Momenten empfinde ich Bitterkeit. Und zwar immer dann, wenn ich im Krankenhaus liege und mich an beiden Oberschenkeln operieren lassen muss«, sagte Oetker dem Magazin »Focus«. »Wenn die Narkose nachlässt und die furchtbaren Schmerzen kommen, habe ich dieses Gefühl der Bitterkeit.«
Er denke noch immer oft an die zwei Tage zurück, die er eingezwängt und gefesselt in einer kleinen Holzkiste verbringen musste. »Ganz besonders dann, wenn irgendwo auf der Welt ein Mensch entführt wird. Mir geht durch den Kopf, wie das Opfer fühlt, und welche Chancen es hat, wieder frei zu kommen«, sagte der 55-Jährige. »Ich litt höllische Schmerzen, mein ganzer Körper vibrierte, und ich dachte: Jetzt muss ich sterben«, berichtete Oetker über den Stromschlag in dem engen Verlies, der ihn lebensgefährlich verletzt und ihm irreparable Hüftschäden zugefügt hatte.
Am 14. Dezember 1976 war der damalige Student der Agrarwissenschaften auf dem Parkplatz der Technischen Universität Weihenstephan in Freising entführt worden.
Nach zwei Tagen und der Zahlung von 21 Millionen Mark Lösegeld kam er mit Wirbelverletzungen und komplizierten Knochenbrüchen im Becken- und Oberschenkelbereich wieder frei. Der Entführer wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Oetker sitzt heute in der Geschäftsführung des für Lebensmittel bekannten Familienunternehmens und leitet das Ressort Personal und Verwaltung.

Artikel vom 20.03.2006