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Einsame Momente nach
der Kaiser-Krönung

Der zweifache Weltmeister Franz Beckenbauer


Rom (WB/klü). Die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, gedankenverloren und ganz einsam im brodelnden Stadio Olimpico von Rom: Franz Beckenbauer brauchte und suchte diese Momente der »Stille«. Er spazierte über den Rasen, auf dem seine Mannschaft gerade die Argentinier mit 1:0 besiegt hatte. »Ich musste für kurze Zeit Abstand zu den Spielern und dem ganzen Trubel halten. Ich habe in dem Moment darüber nachgedacht, wie einmalig dieser Tag für mich war«, erklärte Beckenbauer später.
Die Kaiser-Krönung - ausgerechnet an einem so historischen Schauplatz wie Rom. 1974 führte er Deutschland als Kapitän zum WM-Titel, 1990 dirigierte er die Auswahl als Teamchef zum großen Triumph. Das hat außer Beckenbauer nur noch einer geschafft: Der Brasilianer Mario Zagallo.
Ein finaler Abschied. Denn Beckenbauer räumte anschließend den DFB-Stuhl. »Nie wieder mache ich diesen Trainer-Job«, stellte er fest. Ein Kaiser, ein Wort? Von wegen. Als ein Jahr später Olympique Marseille lockte, saß er schon wieder auf der Bank. Aber nicht lange: Das französische Abenteuer war schnell zu Ende.
Aus? Vorbei? Endgültig? Seine Bayern, sie konnten ihn überreden. Sogar noch zwei Mal. 1994 und 1996. Aber dann war wirklich Feierabend. Beckenbauer spielt seitdem den »Über-Trainer«: Ein Mann, alles kommentieren kann.

Artikel vom 13.05.2006