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Sarkophag des Dombauers Meinwerk geöffnet

Steinsarg als Blickfang in Canossa-Schau - Reliquien-Truhe wird so lange sichtbar aufgestellt

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WB). In einer feierlichen Zeremonie ist am Freitag der steinerne Sarkophag des Paderborner Domerbauers Bischof Meinwerk (976-1036) geöffnet worden.

Die Graböffnung wurde notwendig, weil der Sarkophag eine zentrale Rolle in der im Sommer 2006 geplanten »Canossa«-Schau in Paderborn spielen soll. Er wird im Museum in der Kaiserpfalz als Beispiel für die Grablege und das Totengedenken im christlichen Mittelalter ausgestellt.
Der steinerne Sarg, der zwei Meter in der Länge und jeweils 70 Zentimeter in der Breite und Höhe misst, soll in der Paderborner Restaurationswerkstatt »ars colendi« auf Schäden untersucht, repariert und gesäubert werden, bevor er vom 21. Juli bis zum 5. November im Pfalzenmuseum die Blicke von zigtausend erwarteten Besuchern auf sich ziehen wird. Mitarbeiter der Firma transportierten die etwa 1,8 Tonnen schwere Grablege in die Werkstatt.
Zuvor aber musste die Blei-Truhe mit den Reliquien des Bischofs, dessen reger Bautätigkeit die Stadt Paderborn die Errichtung des Doms in seiner heutigen Größe sowie den Bau des Abdinghofklosters, des Busdorfstifts und der Kaiserpfalz verdankt, enthoben und gesichert werden. Sie wird bis zum Ende der »Canossa«-Ausstellung in der Marienkapelle der Busdorfkirche für die Gläubigen sichtbar aufgebahrt.
Für die damals arme Diözese Paderborn bedeutete es einen Glücksfall, als der aus den Niederlanden stammende Meinwerk im Jahr 1009 den Bischofsstuhl bestieg. Während seiner bis 1036 dauernden Amtszeit prägte er nicht nur architektonisch das mittelalterliche Stadtbild. Er zog auch mit den Herrschern gegen die Reichsfeinde und begleitete sie zu ihrer Krönung nach Rom.
Nach seinem Tod erhielt Meinwerk zunächst eine Grabstätte in der Krypta der Abdinghofkirche. Nach der Säkularisierung der Klöster 1803 gelangten die Gebeine des Bischofs in die Busdorfkirche. 1936 wurde der Reliquienschrein letztmals geöffnet, um einen Teil der Gebeine für die Bischofsgruft im Paderborner Dom zu entnehmen. Dort ruhen sie unter einer Relief-Grabplatte.

Artikel vom 18.03.2006