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Schlamperei: Tote
Gans im Mülleimer

Veterinäramt maßregelt Mitarbeiter

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Behördenschlamperei: Mitarbeiter des Veterinäramtes Bielefeld haben eine tot aufgefundene Gans einfach in einem Mülleimer neben einer Parkbank entsorgt, anstatt sie wie vorgeschrieben auf das Vogelgrippe-Virus H5N1 untersuchen zu lassen.

»Total irritiert« reagierte Karin Grothues (65) auf das, was sie Freitagmorgen erlebt hat. Mit zwei Freundinnen und deren Hunden im Ortsteil Schildesche unterwegs, bemerkte das Trio plötzlich, wie zwei Männer aus einem Opel stiegen, einen Sack in einen Müllbehälter neben einer Parkbank warfen und verschwanden. Die Frauen sahen nach und entdeckten in dem Sack eine tote Gans, versteckt unter einer Fruchtsaft-Tüte.
Die Rentnerin nahm die Tüte mit dem Tier mit nach Hause, informierte die Feuerwehr und konnte den Beamten sogar das Warendorfer (WAF) Kennzeichen des Opels nennen.
Nur eine Viertelstunde später stand ein Mitarbeiter des örtlichen Veterinäramtes vor ihrer Tür und gab an, er komme, um das verendete Tier abzuholen. Karin Grothues wollte es kaum glauben: Es handelte sich um einen jener Männer, die sie vorher beim Wegwerfen der toten Gans beobachtet hatte.
»Ja, das waren unsere Mitarbeiter, bestätigte Dr. Hans-Helmut Jostmeyer, Leiter des Amtes für Lebensmittelüberwachung und Veterinärwesen der Stadt Bielefeld, dem WESTFALEN-BLATT. »Weil das Tier von Krähen ziemlich zerfressen war, haben unsere Mitarbeiter es irrtümlich als nicht untersuchungsfähig beurteilt«, räumte der Veterinär ein. Inzwischen sei die verendete Gans vom Bielefelder Obersee ordnungsgemäß beim Veterinär-Untersuchungsamt in Detmold angekommen, ein Ergebnis liege aber noch nicht vor.
Die Bielefelder Mitarbeiter sind für ihre »Fehleinschätzung« inzwischen gemaßregelt worden. Dr. Jostmeyer hielt ihnen nach eigenen Angaben eine kräftige »Standpauke«. Tote Vögel einsammeln dürfen sie aber weiterhin.

Artikel vom 18.03.2006