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Fixkosten fürs Haus senken

Vor dem Investieren sollten erst die Heiztechniken verglichen werden

Fast 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor hat der Bundesbürger schon im Winter 2004/2005 für Öl und Gas ausgegeben. Das war gleichzeitig ein neuer Höchstwert. Lange halten wird er aber nicht. Denn im vergangenen Winter düfte er weiter deutlich nach oben gegangen sein. Experten raten daher allen, die ein Haus bauen wollen, alles daran zu setzen, die Energiekosten zu minimieren. Aber auch gestandene Hausbesitzer können nachträglich in die Heizungstechnik investieren, um den laufenden Unterhalt deutlich zu senken.

Knapp 290 Euro mehr als im Jahr zuvor für einen 3000 Liter großen Heizöltank reißen ein gewaltiges Loch in den Familienetat. Erschreckende Zahlen für Besitzer einer alten Heizanlage. Doch der enorme Verbrauch an fossilen Energien, wie leichtes Heizöl oder Gas, kann auch im Altbau gesenkt werden.
Für den Neubau sind die Mindeststandards zur Verbrauchssenkung ohnehin in der Energieeinspar-Verordnung geregelt. Trotzdem gibt es dort ebenfalls noch enorme Reserven, vor allem beim Einsatz alternativer Energien. Bauherren sind daher gut beraten, sich intensiver mit aktuellen Energiespartechniken vertraut zu machen, ehe sie investieren. Die Anlagetechnik für einen geringeren Energieeinsatz ist vorhanden, die Fachhandwerker stehen bereit und die Investitionen in intelligente Technik werden sogar öffentlich gefördert. Es herrschen also geradezu ideale Bedingungen, um sich jetzt die »richtige« Heiztechnik ins Haus zu holen.
Wenn bei einem Altbau alle bautechnischen Möglichkeiten gegen den Wärmeverlust ausgeschöpft sind, beispielsweise die Dichtigkeit der Gebäudehülle durch neue Fenster, bessere Rollläden und gedämmte Kellerdecken erhöht worden ist, kann dieses Wohnhaus mit den gleichen energiesparenden Heizkomponenten ausgerüstet werden wie ein Neubau. Dazu muss ein älteres Wohngebäude nämlich annähernd den Standard eines Niedrig-energiehauses erreicht haben. Von den Kosten, die dabei entstehen, entfällt wohl der Löwenanteil mit 60 000 Euro auf die Sanierung der Fassade.
Nach dem Gesetzestext sind heute alle genehmigten Wohnhäuser Niedrigenergiehäuser. Sie dürfen nicht mehr als drei bis vier Liter Heizöl (Kubikmeter Gas) pro Quadratmeter Wohnfläche verbrauchen. Immer mehr Häuslebauer verzichten in ihrem Passivhaus sogar völlig auf fossile Brennstoffe.
Am weitesten verbreitet ist immer noch der Öl-/Gasheizkessel. Anschaffungspreis: 8000 bis 10 000 Euro. Die Folgekosten: Bei derzeitigem Stand der preisgekoppelten Energieträger Öl und Gas: 0,60 Euro Liter/Kubikmeter, Tendenz eher steigend.
Anders als bei herkömmlichen Kesseln nutzen Gas-Brennwertheizungen zusätzlich die Wärme, die im Abgas enthalten ist. Dadurch sparen Hauseigentümer 15 Prozent Heizenergie. Anschaffungspreis: Kosten des Niedertemperaturkessels plus 600 bis 800 Euro. Die Folgekosten liegen wie beim Einsatz von fossilen Brennstoffen, die Tendenz ist auch hier eher steigend.
Thermische Solaranlagen können bis zu 25 Prozent der Wärmeenergie eines Haushalts liefern. Eine für vier Personen ausreichende kleine Sonnenkollektoranlage zur Brauchwassererwärmung mit sechs Quadratmetern Kollektorfläche ist von etwa 4000 Euro an erhältlich. Sie wird mit 105 Euro pro Quadratmeter Kollektorfläche öffentlich gefördert. Soll die Sonnenenergie zusätzlich die Heizung unterstützen, braucht man eine größere Kollektorfläche von etwa zehn Quadratmetern sowie spezielle Kombi- und Pufferspeicher mit separaten Tanks für Trink- und Heizungswasser. Dafür muss man mindestens 2500 Euro mehr kalkulieren. Die kombinierte Technik wird mit 135 Euro je Quadratmeter Kollektorfläche unterstützt.
Die Solarzelle nutzt das Prinzip der Energiedirekt-umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom. Eine Anlage, die 3000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr »erntet«, ist in der Lage, gut die Hälfte des jährlichen Strombedarfs eines Vier-Personen-Haushalts zu decken. Nach einer Faustregel sind je 1000 Kilowattstunden Jahresverbrauch zehn bis zwölf Quadratmeter Solarzellen erforderlich. Üblich sind Ein-Kilowatt- oder Zwei-Kilowatt-Anlagen.
Eine Ein-Kilowatt-Anlage, die rund 900 Kilowattstunden pro Jahr liefert, kostet etwa 8000 Euro, eine Zwei-Kilowatt-Anlage rund 13 000 Euro. Hinzu kommen die von Fall zu Fall sehr unterschiedlichen Montagekosten, die bis zu 30 Prozent der Anlagekosten betragen können. Insgesamt ist also mit Summen von 10 000 Euro (Ein-Kilowatt-Anlage) bis zu 17 000 Euro (Zwei-Kilowatt-Anlage) zu rechnen.
Wärmepumpen sind leistungsstark, sparen Kosten und schonen die Umwelt. Platz sparend lässt sich die kompakte Anlage in fast jedes Hauskonzept integrieren. Der Wohnraum kann sowohl mit einer Fußbodenheizung als auch durch Niedertemperaturheizkörper erwärmt werden. Für die Warmwasserversorgung reicht ein 250-Liter-Speichersystem. Die Wärmepumpe umgeht ein Problem, das andere alternative Methoden der Wärme- und Stromgewinnung (Photovoltaik, Solarzellen) gemeinsam haben: Die von der Sonne eintreffende Energie kann nicht gespeichert werden. Bei der Fotovoltaik behilft man sich mit der Stromeinspeisung ins Netz, bei Solarkollektoren kann ein genügend großer Speicher über viele Tage helfen, aber nicht über eine ganze Jahreszeit hinweg. Das Erdreich jedoch kann die im Sommer eintreffende Energie viele Monate und Jahre lang speichern. Das ist der besondere Vorteil der Wärmepumpe.
80 Prozent der Energie aus dem Erdreich, dem Wasser oder der Umgebungsluft können mit der Wärmepumpe für die Hausheizung genutzt werden. Um die Wärme aus dem Erdreich zu beziehen, werden häufig vertikale Sonden rund 80 Meter tief in das Erdreich geführt. Die dort gewonnene Wärme wird an die Heizzentrale und von dort an das System der Warmwasserbereitung und Fußbodenheizung übergeben. Erdwärme ist umwelt- und klimafreundlich, unabhängig von Jahreszeiten, überall verfügbar und arbeitet mit risikolosen Techniken. Der höhere Anschaffungspreis gegenüber Öl- oder Gasheizung relativiert sich durch die niedrigen Betriebs- und Heizkosten. Für etwa 270 Euro pro Jahr sorgt das System für behagliche Raumwärme. Für Erdwärmepumpe, Erdsondenbohrung und Fußbodenheizung muss der Bauherr mit 18 000 Euro rechnen. Durch verschiedene »Pakete«, wie Solar-, Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung, kann zusätzlich Energie eingespart werden.
Vor sechs Jahren waren in Deutschland etwa 1000 Holzpellets-Heizungen im Einsatz, heute sind es schon mehr als 40 000. Dass sich der Boom der Holzpresslinge fortsetzt, scheint bereits festzustehen. Die Kostenvorteile liegen im Preis: Der Brenn-stoff ist etwa 40 Prozent günstiger als Öl und 30 Prozent günstiger als Erdgas. Zwei Kilogramm Pellets entsprechen etwa einem Liter Heizöl oder einem Kubikmeter Erdgas.

Artikel vom 24.03.2006