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Haftstrafe für
Bordell-Chefin

Prostituierte mit falschen Papieren

Von Wolfgang Clemm
Herford/ Bad Oeynhausen (HK). Am fünften Verhandlungstag konnte das Herforder Schöffengericht endlich die Urteile verkünden, die fielen dann kräftig aus: Die 42-jährige Bordellbetreiberin Hanna G. (alle Namen geändert) soll zweieinhalb Jahre wegen 37 Verstößen gegen das Ausländergesetz verbüßen, die 33-jährige Litauerin Renata S. und der 46-jährige Roland S., mit dem sie bis vor wenigen Wochen verheiratet war, bekamen wegen acht Fällen je 18 Monate ohne Bewährung.

Nach der Urteilsbegründung wurde der Vorsitzende Richter Bernd Kahre deutlich gegenüber einem Verteidiger: »Ich betrachte einen Teil meines Gehaltes als Schmerzensgeld, und zu dieser Einschätzung tragen Sie erheblich bei!« Der Anwalt, seine Ehefrau und ein Kollege aus Bad Oeynhausen hatten zwar gleich zu Beginn geäußert: »Wir gehen davon aus, dass unsere Mandanten hier verurteilt werden und sind gedanklich schon in der nächsten oder übernächsten Instanz«. Sie verzögerten aber die Hauptverhandlung, die am 24. Januar begonnen hatte, durch immer neue Beweisanträge, die sie aber erst beim nächsten Termin schriftlich vorlegen wollten. Ihre Mandanten machten keinerlei Aussagen.
Hanna G. betreibt in Bad Oeynhausen an der Eidinghauser Straße 4b ein Bordell. Bei vier Razzien zwischen 2002 bis 2004 wurde immer wieder eine größere Anzahl von Osteuropäerinnen aufgegriffen, die teilweise falsche Papiere oder abgelaufene Visa und keine Arbeitserlaubnis hatten. Auch die Frauen aus den so genannten »Positivstaaten« (EU-Mitglieder) verloren durch die Tätigkeit ihren legalen Status und wurden abgeschoben.
Eine 31-jährige Litauerin ist inzwischen wieder hier und hat bei der Stadt Oeynhausen ein selbständiges Gewerbe als Prostituierte angemeldet. Sie wurde am letzten Verhandlungstag als Entlastungszeugin »geopfert«, machte eine Falschaussage und wird vermutlich erneut abgeschoben.
Der frisch gebackene Oberstaatsanwalt Franz- Josef Weber konnte ihr vorhalten, dass sie nicht 2004 erstmals nach Deutschland gekommen war, sondern schon im Jahre 2001 ebenso wie Hanna G. als Prostituierte im damaligen Bordell »M(indener Straße) 15« aufgegriffen worden war. Das Ex- Ehepaar soll zwischen 30 und 50 Frauen vermittelt und abkassiert haben. Hanna G. konnte trotz monatlich 3900 Euro Tilgung für das Objekt in wenigen Monaten 50 000 Euro Bareinzahlungen vornehmen.

Artikel vom 18.03.2006