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Von Hubertus Hartmann

Paderborner
Perspektiven

Paus'sche Pleiten und Pannen


Einen »Konsens« hatte Paderborns Bürgermeister Heinz Paus vor vier Wochen angekündigt und mehrfach betont, die Einigungsgespräche mit den Klägern seien auf einem guten Weg. Konsenslösungen sehen allerdings anders aus, als das, was Paus am Freitag präsentierte. Eine Unterschrift hat er zwar immer noch nicht, gleichwohl stellt er weiter Optimismus zur Schau. Die drei Anwohner der Paderborner Straße denken zum gegenwärtigen Zeitpunkt offenbar überhaupt nicht daran, ihre Klage zurück zu nehmen und damit kurzfristig den Weg für einen Weiterbau der Paragon-Arena frei zu machen. Sie wollen vorher die Garantie, dass sie vom Stadionverkehr verschont bleiben. Bloße Versprechungen und schöne Pläne sind ihnen zu wenig. Zu groß ist das Misstrauen gegenüber der Verwaltung.
Und das ist verständlich. Wer sich über berechtigte nachbarschaftliche Interessen derart selbstherrlich hinweg setzt, wie der Bürgermeister es mit seiner im Alleingang erteilten unausgegorenen Baugenehmigung getan hat, darf sich im Nachhinein nicht wundern. Fachleute im eigenen Haus hatten Bauchschmerzen, sein Baudezernent Martin Lürwer spielte nicht mit. Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster war eine schallende Ohrfeige für den Verwaltungschef mit juristischer Vorbildung. Die Begründung liest sich wie ein schlechtes Zeugnis - Gesamtnote ungenügend, nicht versetzt. Paus hat das Stadion zur Chefsache gemacht - die Suppe, die er sich damit eingebrockt hat, muss er jetzt auslöffeln, mögliche strafrechtliche Konsequenzen ganz allein in Kauf nehmen.
Die Mehrkosten (zwischen drei und zehn Millionen Euro), die durch die Neuplanung entstehen, bereits angedrohte Regressansprüche der Stadiongesellschaft (mit zwei oder drei Millionen Euro ist es laut Finke nicht getan) - sie muss der Steuerzahler tragen oder gehen zu Lasten anderer geplanter Großobjekte wie Kammerspiele und Verwaltungsneubau. Das Loch im einst durch den Stadtwerkeverkauf prall gefüllten Millionentopf wird immer durchlässiger, das Geld durch unnötige Fehler verplempert.
Wenn Wolfgang Walter als städtischer »Projektleiter Stadion« erklärt, dass die jetzt anfallenden erheblichen finanziellen Mehrbelastungen eine Folge des Gerichtsbeschlusses seien, verkennt er Ursache und Wirkung: Die Fehler hat die Verwaltung gemacht, die Richter haben den klagenden Bürgern nur zu ihrem Recht verholfen und den Planern die Leviten gelesen.
Immerhin scheint Bürgermeister Paus aber lernfähig zu sein. Den so genannten »Masterplan« mit Stadion, Multifunktionszentrum und Parkhäusern bezeichnet er jetzt als »städtebauliche Idealkonzeption«. Eine Einsicht, die spät kommt, nachdem er mit anderen Standortüberlegungen für die Multifunktionshalle gescheitert ist. Andere hatten sich für die jetzt favorisierte »Ideallösung« schon vor zwei Jahren stark gemacht.
An seinen eigenen Fehlern wird Heinz Paus noch lange zu knabbern haben. Im Sinne der Realisierung des ausgegoren scheinenden »Masterplans« gilt es nun jedoch, nach vorne zu schauen. Denn eines ist klar: Paderborn braucht das Stadion, und Paderborn braucht ein Multifunktionszentrum. Es ist zu wünschen, dass der neue Plan nicht im Parteiengezänk zerredet oder durch erneute Bürgerklagen blockiert wird. Hoffentlich hat Paus bei der Umsetzung eine glücklichere Hand und verbrennt sich nicht schon wieder die Finger.

Artikel vom 18.03.2006