18.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schönheit aus dem Meer

»Bond-Girl« Ursula Andress wird Sonntag 70 Jahre alt

Von Peer Meinert
Rom (dpa). Es gibt Filmauftritte, die über das künstlerische Schicksal eines Schauspielers entscheiden. Bei Ursula Andress, die an diesem Sonntag 70 Jahre alt wird, war das die Szene im James-Bond-Film »Dr. No« -, als sie dem Meer entstieg.
Rolle ihres Lebens: Ursula Andress entsteigt 1962 für James Bond im Bikini dem Meer.
In Schönheit gealtert: Ursula Andress. Fotos: dpa

1962 war das, vor fast 45 Jahren. Der Bikini wurde viele Jahre später für 120 000 Mark versteigert. Doch Ursula Andress konnte danach spielen, was sie wollte, sie blieb das »Bond Girl«. Es war der allererste Bond-Streifen, Sean Connery gab den Geheimagenten, und als »die Andress« aus dem Meer stieg, fing in den Kinosälen das männliche Publikum an zu johlen.
Der Weg zur Schauspielerei war lang, aber die Gärtnertochter, die in der Schweiz aufwuchs, beschritt ihn konsequent. Ihr Vater war Deutscher, die Mutter Schweizerin, doch die Mädchenschule im braven Bern verließ die Tochter schon mit 16, ging nach Paris, belegte Kurse in Tanz und Bildhauerei. Später wechselte sie nach Rom, wurde ein begehrtes Fotomodell und fand Anschluss an den Jet-Set in der Via Veneto. Nebenbei gab's ein paar Nebenrollen, unter anderem in »Casanova«.
1955 schaute dann Marlon Brando vorbei, brachte sie in Kontakt mit den Leuten von Paramount, die schickten sie nach London und weiter nach Hollywood. Dort musste die blonde Schöne zwar eine erste Rolle zurückgeben, weil sie nicht recht Englisch konnte. Aber sie war dort, wo der Jetset daheim war.
Mindestens soviel Aufsehen wie ihre Schauspielerei erregten alsbald die Liebesaffären der Andress. James Dean, Ryan O'Neal, Dean Martin und Jean-Paul Belmondo gehörten zu ihren Lebensabschnittsgefährten. Die Ehe mit dem US-Schauspieler John Derek wurde 1966 nach neun Jahren geschieden. Mit 44 brachte Ursula Andress einen Sohn zur Welt.
Immer wieder spielte sie die Verführerin, die Venus. 1963 stand sie neben Frank Sinatra und Dean Martin vor der Kamera in »Vier für Texas«. Mit Elvis Presley spielte sie »Spaß in Acapulco«, mit Marcello Mastroianni »Caroline«. Später kamen Rollen in Komödien wie »Was gibt's Neues, Pussy?« (1965) oder in Western »Rivalen unter roter Sonne« (1971) mit Charles Bronson und Alain Delon.
Ursula Andress lebt heute die meiste Zeit in Rom. Mit der Schauspielerei habe sie ganz einfach Glück gehabt, meinte sie unlängst einmal. »Ich hatte keine Ahnung, ich war schüchtern, ich hatte kein Selbstvertrauen.« In der Bikini-Szene von 1962 hatte man ihr das nicht angemerkt.

Artikel vom 18.03.2006