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Ausflugsziel mit »Einschränkungen«

Wenn der Obersee saniert wird, bleiben Baulärm, Staub, Erschütterungen nicht aus

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Der Obersee ist das mit Abstand meist besuchte Ausflugsziel in Bielefeld. Von Herbst 2007 an müssen Spaziergänger, Jogger, Radler mit Einschränkungen rechnen: Zu diesem Zeitpunkt soll die Sanierung des total verschlammten Obersees beginnen.

Das bedeutet: Ein Damm wird aufgeschüttet bzw. eine Stahlspundwand gebaut, um Johannisbach und Jölle umzuleiten, 150 000 Kubikmeter Schlamm werden ausgebaggert und auf einer 16-Hektar-Fläche jenseits der Bahn am Rande des Johannisbachtales zunächst entwässert und dann abgelagert; dazu kommen 800 000 Kubikmeter Boden aus örtlichen Baustellen. Das Gelände soll nach Abschluss der Arbeiten als Freizeit- und Erholungsbereich gestaltet werden. Während der Arbeiten müssen die Baustellen erschlossen, Materiallager auf dem Parkplatz »Viadukt« und südlich des »Seekrug« eingerichtet werden.
Die Seefläche wird um 15 Prozent kleiner, aber Dank der geplanten Bachumleitung gelangen nur noch zehn Prozent der ankommenden Sedimente in den See.
Während der Arbeiten wird das Wasser nicht abgepumpt, deshalb bleibe der Obersee, so Thomas Becker, im Umweltamt zuständig für Gewässerneubau und -unterhaltung, ein lohnendes Ziel: »Durch die Bauarbeiten und das schwere Gerät, das zum Einsatz kommt, ist es natürlich nicht so idyllisch wie zurzeit.« Lärm, Erschütterung und Staub seien unvermeidlich.
Es werde am Ende keine negativen Auswirkungen für das Landschaftsbild geben, sogar neue Biotope geschaffen. Die Spundwand werde vollständig mit Steinen abgedeckt, die sich zudem im Laufe der Jahre selbst begrünen werde.
Das Umweltamt hat ein Ingenieurbüro beauftragt, die verschärften Anforderung einer neuen DIN-Vorschrift »Sicherheit von Stauanlagen« zu überprüfen. Dazu zählen Erdbebensicherheitsnachweis und die Überprüfung der Anlagensicherheit nicht nur für ein so genanntes Jahrhunderthochwasser«, sondern auch für ein 500-jähriges und ein 5000-jähriges Hochwassereignis. Nach bisherigem Kenntnisstand seien ausreichende Abflussmöglichkeiten vor allem im Bereich der Talbrückenstraße vorhanden.
Hochwasserschutz war - neben der Freizeitnutzung - Hauptgrund für den Bau des Obersees; Johannisbach und Jölle hatten das heutige Seegebiet regelmäßig überschwemmt. 1982 war der Bau beendet, im August jenen Jahres begann der Einstau.

Artikel vom 18.03.2006