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Lernstudios helfen beim Schulstart

Ersatz für Schulkindergärten

Von Reinhard Brockmann
Düsseldorf (WB). »Lernstudios« werden die von Rot-Grün abgeschafften Schulkindergärten ersetzen. Auch wenn die Schwerpunkt-Schulen für Lernanfänger mit besonderem Förderbedarf noch nicht ausgewählt sind, soll der »Studio-Betrieb« im Sommer beginnen.
Schulministerin Barbara Sommer aus Bielefeld.
»Lernstudio« sei nur ein Arbeitstitel für dieses neue Instrument zugunsten von Erstklässlern mit Entwicklungsrückständen, sagte Schulministerin Barbara Sommer (CDU) in einem Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
Standorte für die neue Einrichtung seien voraussichtlich solche Grundschulen, »die jetzt leider nicht mehr einen Schulkindergarten haben«, sagte Sommer am Freitag in Düsseldorf weiter.
Allerdings gebe es keinen Automatismus. Grundsätzlich gehe es um Schulen mit besonders hohem Ausländer- oder Aussiedleranteil, aber auch um solche mit vielen Schülern »aus einem anregungsarmen Elternhaus«.
Die endgültige Auswahl treffe die untere Schulbehörde, bei der sich Grundschulen bewerben können. Bei der Auswahl sollen »weiße Flecken« vermieden werden. Lehrerverbände drängen darauf, die Entscheidung den Schulen zu überlassen. Das entspräche dem hohen Anspruch von autonomer Schule.
Für die personelle Ausstattung der Studios stehen bei landesweit 3400 Grundschulen 593 sozialpädagogische Fachkräfte und 600 Extra-Lehrer für Schulen mit »belasteten Umfeld« zur Verfügung. Art, Umfang und Dauer der Förderung im Lernstudio werden für jedes Kind mit Entwicklungsverzögerungen ermittelt und mit den Eltern in einem Förderplan festgelegt.
»Die Kinder werden aber nicht um ein Jahr zurückgestellt«, nennt Andrej Priboschek vom Schulministerium den entscheidenden Unterschied zum alten Schulkindergarten. Die Kinder bleiben mindestens bis zur Hälfte ihre Wochenstundenzahl in der Stammklasse, für die übrige Pflichtzeit und für zusätzlichen (Einzel-)Unterricht gehen sie ins Lernstudio. Die Höchstförderung beträgt ein Jahr. Bei Ganztagsbetrieb können auch Kooperationspartner der Schule miteinbezogen werden.
Beibehalten wird dagegen die von der Vorgängerregierung eingeführte flexible Schuleingangsphase. Etwa ein Drittel aller Grundschulen beteiligt sich an dem jahrgangsübergreifenden Modell, in dem Schüler mit Entwicklungsverzögerungen sowie der bisherigen ersten und zweiten Schuljahre gemeinsam unterrichtet werden. Lernanfänger sollen zwischen einem und drei Jahren in dieser Phase verbleiben. Noch fehlen Erfahrungen mit der Möglichkeit, dass mehr Kinder als bislang aus der ersten in die dritte Klasse »springen«.

Artikel vom 18.03.2006