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Beim HSV geht's richtig zur Sache

TuS N-Lübbecke macht sich auf ein heißes Tänzchen an der Elbe gefasst

Von Wolfgang Sprentzel
(Text und Foto)
Lübbecke (WB). Das »Cafe Käse« in Hamburg ist bekannt. An kleinen Tischchen mit Lämpchen und Telefon warten die Damen auf Anrufe von Herren, die sie zum Tanz auffordern sollen. Meist geht's da eher kuschlig zu.

Eine Tänzchen erwartet auch Trainer Jens Pfänder vom Handball-Bundesligisten TuS N-Lübbecke, wenn am heutigen Samstag in der Color Line Arena der HSV Hamburg zum Tanz bittet. Allerdings dürfte es wohl auf diesem Parkett eher weniger kuschlig zugehen. Im Gegenteil. Jens Pfänder erwartet in der norddeutschen Hafenstadt ein extra heißes Tänzchen. Und extra heiße Tänzchen erfordern seiner Ansicht nach auch im Training extra-heiße Maßnahmen.
»Wir wissen, dass uns in Hamburg nach der sensationellen Niederlage des HSV in Delitzsch eine knallharte Partie erwartet. Wir haben uns im Training, so hoffe ich, die nötige Aggressivität geholt, um entsprechend gegenhalten zu können.«
Es muss ganz schön zur Sache gegangen sein in den Einheiten. Denn Pfänder stellte fest: »Opfer dieser Bemühungen wurde leider unser Neuzugang Igor Andreyushchenko.« Der Ukrainer, der sich in Heimspielen des TuS N-Lübbecke zwar immer mit aufwärmte, aber noch nicht spielte,zog sich eine Schulterluxation zu, wird vermutlich ein paar Wochen ausfallen.
Aus Hamburg drangen ja heftige Töne an die Ohren der Konkurrenz. Dort habe man, so Pfänder, laut vermeldet, dass man eine Heimsieggarantie gebe. Wobei man in der HSV-Chefetage sicherlich glaubt, dass die Niederlage in Delitzsch neue Emotionen und Motivationen bei den Mannen um die französischen Euroapameister, die Gebrüder Gilles, freisetzen wird. Wobei der TuS-Coach laut nachdenkt: »Hey, Motivation? Das kann leicht nach hinten los gehen, wenn man übermotiviert ist.«
Allerdings weiß er auch, dass Hamburg ein sehr hartes Pflaster sein kann. Nicht nur der Gangart der HSV-Deckung wegen, die ja zu den kompromisslosesten und stärksten Abwehrreihen der Liga zählt. Und nur ungern denkt er an die Saison 2004/2005 zurück. Damals gab's nämlich ganz schön eins auf die Mütze. Eine Niederlage mit zwölf Toren Unterschied. Grummelt der Coach: »Das war für uns damals eher eine bessere Kaffeefahrt.«
Begegnen will der Coach dem Zerstörspiel der Hansestädter mit vielen Zweikämpfen, mit dem kleinen Gruppenspiel »Zwei gegen zwei«. Vor allem aber - und auch dazu diente das Agressivtraining - dürfte er seine Schützlinge dahingehend geimpft haben, alles mit gleicher Münze heim zu zahlen.
Weniger Sorgen macht er sich um das Rückzugverhalten seines Teams. Gegen die schnellen Nordhorner habe man gesehen, dass man dies sehr wohl könne - und er setzt auf die Karte, dass der HSV in erster, zweiter und dritter Welle nicht so schnell ist wie die HSG vor einer Woche.
Die Rechnung auf möglicherweise einen Punkt erscheint letztlich auch überhaupt nicht vermessen. Denn schließlich liegt der HSV Hamburg ja auch nur ein einziges Pünktchen vor der Sieben aus dem Mühlenkreis. Pfänder: »Klar, spricht die Papierform mit den Europameistern für die Hamburger. Aber Papier ist ja geduldig.« Zudem verfügten seine Schützlinge nach dem ersten Saisonsieg dieses Jahres über neues Selbstvertrauen und werden mit Sicherheit hochkonzentriert zu Werke gehen. Und warum sollte man den HSV nicht ärgern können? Pfänder: »Wir müssen den Mut zum Gegenstoß haben und angreifen.«

Artikel vom 18.03.2006