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Braxenthalers
Schlusspunkt

Paralympics: Deutschland Zweiter

Turin (dpa). Mit einem goldenen Schlusspunkt und Platz zwei in der Nationenwertung haben die Deutschen von den dopingfreien IX. Paralympics in Turin Arrivederci gesagt. Zum Abschluss der 58 Wettkämpfe gewann der alpine Rennläufer Martin Braxenthaler gestern Gold im Spezialslalom und schaffte somit den »Hattrick«.
»Ich bin nach dem großen Vorsprung mit kontrollierter Aggressivität gefahren. Einen besseren Abschluss hätte ich mir nicht wünschen können«, sagte Braxen-thaler nach seinem souveränen Sieg mit dreieinhalb Sekunden Vorsprung. Zuvor hatte der 34-Jährige aus Traunstein Super G und Riesenslalom gewonnen.
Braxenthaler rettete mit dem insgesamt achten Gold den Deutschen in der Nationenwertung den zweiten Platz vor der Ukraine. Der Sieg mit 13 Goldmedaillen allein im nordischen Bereich ging an Russland.
Bei den Sehgeschädigten holten sich Gerd Gradwohl und sein Begleitläufer Karl-Heinz Vachenauer zum Abschluss noch Bronze im Slalom. »Bronze im Slalom ist mir mehr wert als Gold in der Abfahrt. Ich bin überglücklich«, sagte Gradwohl.
Bei den deutschen Langläufern erfüllten sich die Medaillen-Träume gestern auf der langen Distanz nicht. In der Klasse der Sehgeschädigten kamen Wilhelm Brem (Ketterschwang) und Frank Höfle (Isny) auf die Ränge fünf und sechs. Bei den Frauen wurde die völlig ausgepowerte Verena Bentele (Tettnang) Fünfte. In der stehenden Klasse der Männer landete Thomas Oelsner (Oberhof) als bester Deutscher auf Platz 13.
Auch wenn in Turin nicht alle Rechnungen aufgegangen sind und das hohe Durchschnittsalter der deutschen Medaillengewinner von 35 Jahren auf ein echtes Nachwuchsproblem schließen lässt, zog Chef de Mission Karl Quade ein äußerst positives Fazit. »Wir sind hier exzellent aufgetreten, sowohl im Wettkampf als auch in der Öffentlichkeit. Im Vergleich zu Salt Lake City haben wir zwar nicht so viel Glück gehabt, daher sind die Russen auch etwas weg, doch wir haben unsere Vorgaben und Zielstellungen erreicht«, sagte Quade, der vor vier Jahren mit 17 Mal Gold, 1 Mal Silber und 15 Mal Bronze das erfolgreichste Team stellte. Diesmal erkämpften die Deutschen trotz drastischer Reduzierung der Wettkämpfe auf Grund des neuen Wertungssystems insgesamt 8 Gold-, 5 Silber- und 5 Bronze-Medaillen.
Noch vor dem Rückflug in die Heimat stellte Quade die Weichen für eine glorreiche Zukunft, zumal andere Nationen mit dem mehr als dreifachen Etat planen. »Unsere Nominierungsphilosophie mit den sehr hohen Hürden hat sich bewährt. Nun müssen wir mehrgleisig fahren. Wir brauchen eine forcierte Förderung der Spitzenkräfte, ein duales Ausbildungssystem, und wir müssen stärker an den Olympia-Stützpunkten partizipieren«, betonte Quade, der die Bundespolizei, den Zoll und andere Behörden als Arbeitgeber der Behinderten ins Boot holen möchte.

Artikel vom 20.03.2006