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Wird Grozer junior ein Großer?

DVV-Pokal-Endspiele: die Stars der vier Männer- und Frauen-Finalisten

Halle (WB). Friedrichshafen und Schwerin lauten die Pokalsieger 2006, wenn die Trainer der nicht beteiligten Volleyball-Bundesligisten Recht behalten sollen. Fest steht auf jeden Fall, wer die stärksten Spieler in den vier Final-Teams sind.

Georg Grozer, Moerser SCEinige nennen den Moerser SC in Bewunderung für Georg Grozer junior auch Georg Grozer SC. Und auch die Aussage des deutschen Nationalspielers und Finalgegners Jochen Schöps (»Die Stärke von Moers heißt Georg Grozer«) verdeutlicht den Stellenwert des erst 21-jährigen Ungarn. Seine Schlag- und Sprungkraft ist immens und machte ihn in der vergangenen Saison zum besten Punktesammler der Liga. Sein Bewegungsablauf - eine Kopie seines Vaters. In dessen Fußstapfen will der Sohn in Sachen Erfolge treten, denn Georg Grozer senior gewann mit Moers unter anderem zwei Mal den DVV-Pokal (1991/1993). Wenn Grozer einen »Sahnetag« hat, kann ihn keiner in der Liga stoppen. Und dann hat der große Außenseiter Moers auch eine kleine Chance, dem Titelverteidiger mehr als nur Paroli zu bieten.

Jochen Schöps, VfB FriedrichshafenAnders als beim Moerser SC - wo sich das Augenmerk der Öffentlichkeit, aber auch der Gegner auf einen Spieler fokussiert - verhält es sich beim Deutschen Meister und amtierenden Pokalsieger. Der VfB Friedrichshafen bietet ein Star-Ensemble auf, so dass es eigentlich ungerecht ist, nur einen Spieler zu nennen. Alle Spieler sind Nationalspieler und wären in anderen Bundesliga-Klubs herausragende Akteure. Doch der deutsche Nationalspieler Jochen Schöps - wie Grozer auf der Diagonalposition - ragt dennoch hervor. Schöps misst 2,01 Meter und ist zudem mit einer hervorragenden Sprungkraft ausgestattet. Seine knallharten Aufschläge und Angriffe versetzen jeden Annahme- und Abwehrriegel in Aufregung. Dennoch ist der 22-Jährige eine ruhige Erscheinung auf dem Feld. Das Zetern und Gestikulieren überlässt der ehemalige Kapitän der Junioren-Nationalmannschaft anderen. Gegenüber dem Ball und dem Gegner verhält es sich jedoch anders. Dann gibt es nur noch eines: hochsteigen, angreifen und den Punkt machen.

Sylvia Roll, Schweriner SC 2002 war es das letzte Mal, dass der Schweriner SC über einen nationalen Titel jubeln konnte (DM-Titel). Seitdem mischte die Mannschaft aus Mecklenburg-Vorpommern stets oben mit, ohne jedoch ernsthaft in Titelnähe zu gelangen. Dies hat sich 2006 geändert, weil mit Sylvia Roll ein absoluter Top-Star zurückgekehrt ist. »Rolli« baggerte von 1998 bis 2005 in Brasilien und Italien, wo sie zur Persönlichkeit reifte. Zuvor hatte sie von 1989 bis 1998 ihr Rüstzeug in Schwerin erhalten. Doch natürlich wirft die zweifache Olympiateilnehmerin nicht nur ihre Erfahrung aus 237 Länderspielen in die Waagschale, die Qualität ist immer noch überdurchschnittlich. In den defensiven Elementen Annahme und Abwehr galt sie als herausragend und als eine der Weltbesten, aber auch im Angriff und Block besticht Roll durch Klasse und Erfahrung.

Tanja Hart, USC MünsterSeit Jahren führt sie in Deutschland die Liste der Kategorie »Beste Zuspielerin« an: Tanja Hart ist aber auch in Europa eine der Besten ihres Fachs. Doch jahrelang lief die 32-Jährige vergeblich Titeln hinterher, ehe sie es zuletzt richtig krachen ließ: 2003 gewann sie mit Ulm das Double aus Pokal und Meisterschaft, 2005 wiederholte sie das Kunststück mit dem USC Münster. Spielwitz und Variabilität zeichnen Hart ebenso aus wie Konstanz und Präzision. Alles Komponenten, die über die Qualität einer Zuspielerin entscheiden. Zudem besitzt sie das Gespür, in welchen Situationen sie welche Spielerin einsetzen muss. Die dreifache Olympiateilnehmerin wird sicherlich auch schwer durchschaubar sein für die Blockerinnen des Schweriner SC.

Artikel vom 18.03.2006