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Malaysia-Marter für Menschen
und Maschinen

Michael Schumacher bangt um Motor

Sepang (dpa). Tropische Hitze, glühender Asphalt und Furcht vor kochenden Motoren: Nicht nur Rekordweltmeister Michael Schumacher bangt vor dem »anstrengendsten Rennen des Jahres« um sein Triebwerk.

Beim Großen Preis von Malaysia an diesem Sonntag wird die Formel 1 einem gnadenlosen Test unterzogen. Sogar mit Trockeneis wird gekühlt, denn unter der Motorhaube wird es 150 Grad heiß. Die um 200 PS abgespeckten Motoren stehen beim zweiten Saisonrennen auf dem Prüfstand. »Jeder macht sich Sorgen um die Haltbarkeit. Wir werden da einiges sehen. Es wird ein heißes Rennen«, vermutet BMW-Motorsport-Direktor Mario Theissen.
Vor allem der wiedererstarkte Schumacher bangt. »Es gibt eine theoretische Möglichkeit, dass wir den Motor wechseln müssen, aber wir hoffen es nicht«, sagte der siebenmalige Weltmeister nach dem Training am Freitag. Sollte sein Motor streiken, würde er beim Start (8 Uhr/RTL und Premiere) auf dem Sepang International Circuit zehn Plätze zurückgestuft. Sein Teamkollege Felipe Massa aus Brasilien hat das Aggregat, das zwei Rennen lang halten muss, bereits in Bahrain ersetzen lassen. Auch im Wagen des Schotten David Coulthard, dessen Red-Bull-Renner ebenfalls von einem Ferrari-Motor angetrieben wird, musste ein neuer Motor eingebaut werden.
Schumachers Furcht ist nicht unbegründet. Im ersten Training lag der Formel-1-Oldie als Siebter in Reichweite von Weltmeister Fernando Alonso (Spanien/3.) im Renault und Vize-Weltmeister Kimi Räikkönen (Finnland/5.) im McLaren-Mercedes. »Normalerweise sollten wir vorn mitkämpfen«, sagte er.
Für den Rest der deutschen Formel-1-Piloten geht es wohl nur um die Plätze. Wie die drei Topfahrer Alonso, Räikkönen und Schumacher drehte auch Nick Heidfeld in seinem BMW die Runden im Schongang und wurde Zwölfter. »Das Auto hat sich auf Anhieb gut angefühlt. Sepang ist eine Strecke, die mir wirklich gefällt. Das macht Laune«, sagte »Quick Nick«, der im Vorjahr Dritter geworden war.
Nach seinem starken Debüt in Bahrain hofft der Wiesbadener Nico Rosberg auf die Fortsetzung seines Formel-1-Märchens. »Der Motor ist hitzetauglich, aber ob es auch der Pilot ist, werden wir noch sehen«, sagte der Williams-Fahrer. Das Prinzip Hoffnung bemühte Ralf Schumacher. »Wir sind nicht ganz vorn dabei, aber näher dran als in Bahrain.« Als 17. war der Toyota-Pilot vier Plätze besser als Rosberg, der es im Rennen aber in die Top Ten schaffen will.
Ralf Schumacher dagegen hofft, dass Toyota bald aus der Krise herausfahren kann. »Die Leute sind hochmotiviert. Ich habe schon andere Teams erlebt, die in ein wesentlich größeres Loch gefallen sind. Hier konzentriert sich jeder auf seinen Job, zieht kein Gesicht und arbeitet mit Vollgas weiter. Das macht eine Menge aus«, sagte der frühere BMW-Williams-Pilot.
Im Cockpit wird es während des Rennens etwa 50 Grad Celsius warm. »Man sollte schon genügend getrunken haben, ehe man sich ins Auto setzt«, sagte Michael Schumacher.

Artikel vom 18.03.2006