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Warum die Herforder
ihre Kirchen erneuerten

Geschichtsstudenten bereiten Ausstellung vor

Von Lars Rohrandt (Text und Foto)
Bielefeld (WB). Praxis und Theorie finden an der Geschichtsfakultät in Praktikumsseminaren zueinander. Seit April 2005 beschäftigen sich zwölf Studenten und Dozent Dr. Gregor Rohmann mit zwei Herforder Kirchen. Bald gibt's nun handfeste Ergebnisse: ein Buch und zwei Ausstellungen.

In der Neustädter Johanniskirche und der Radewiger Jakobikirche wurden die Inneneinrichtung zwischen 1590 und 1670 eindrucksvoll erneuert. Warum die Bürger in Bielefelds Nachbarstadt dies taten, fragten sich die Nachwuchshistoriker im Seminar »Konfessionalisierung im Kirchenraum«. Die Herforder, lutherischen Glaubens, wollten sich von den Lippern, Anhänger der so genannten zweiten Reformation, und ihren schlichten Inneneinrichtungen abgrenzen. So entstanden Emporen, Altäre und Kanzeln, verziert mit reichlich Schmuck.
»Wie lässt sich Wissenschaft vermitteln, wie Geschichte in der Öffentlichkeit darstellen?«, nennt Rohmann die wesentlichen Fragen, mit denen sich die Studenten im Seminar auseinandergesetzt haben. Das Ergebnis ist zum einen ab Ende Mai in den beiden Herforder Kirchen zu sehen. Hier werden jeweils zwölf Tafeln, die später Teil einer Dauerausstellung werden können, den Besucher informieren. Zum anderen erscheint im Bielefelder Verlag für Regionalgeschichte ein 128 Seiten starkes Buch. »Weitere Aufgaben sind die Gestaltung eines Internetauftritts, Sponsorensuche oder ein Führungsprogramm«, erzählt der 35-jährige Dozent.
Bei den Studenten kommt das Praktikumsseminar gut an. Auch wenn der Aufwand wesentlich höher sei als für andere Veranstaltungen, wie Anna-Gesa Leuthardt anmerkt. »Dass wir nicht nur für einen Dozenten schreiben - wie sonst -, sondern für den interessierten Laien, muss man sich ständig vor Augen halten«, sagt Nina Koch. Dies habe eine viel größere Verbindlichkeit. Michael Zozmann bringt die Stimmung im Seminar auf den Punkt: »Es macht einfach viel Spaß.«
Die Bielefelder Nachwuchshistoriker arbeiten vor Ort mit dem Verein für Herforder Geschichte, der evangelischen Gemeinde Herford-Mitte und dem Kommunalarchiv zusammen. »Jetzt beginnt die heiße Endphase«, sagt Rohmann - und für den Dozenten die Verhandlungszeit mit den Studenten über die Abgabetermine der Aufsätze. Hier läuft es dann nicht anders als in jedem »normalen« Geschichtsseminar.

Artikel vom 24.03.2006