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Auf die Roll(e) genommen

Der Schweriner SC gewinnt dank seiner Heimkehrerin

Halle (WB/o.k.). Sylvia Roll ist eine Ausnahmeerscheinung: sie ist die »Mutter« der Schweriner Volleyball-Kompanie, und sie dominierte das DVV-Pokal-Finale der Frauen in Halle.
Die 32-Jährige ist sie mehr als zehn Jahre älter als alle ihre Mitspielerinnen beim Club aus Mecklenburg-Vorpommern, dem Bundesliga-Spitzenreiter Schweriner SC. Sie begann das Spiel mit einem Ass, im zweiten Durchgang verwandelte sie den zweiten Satzball und im dritten Abschnitt den zweiten Matchball.
Schon vor einer Woche hatten die Favoritinnen Münster im Liga-Punktspiel 3:0 bezwungen, sie verhinderten in Halle den insgesamt zwölften Pokalsieg sowie Hattrick des Rivalen. Der USC Münster verlor erneut 0:3. Die Sätze gewann Schwerin im Gerry-Weber Stadion 25:19, 26:24 und 25:23.
Schwerin dominierte den ersten Abschnitt, verlor aber nach einer 6:2-Führung im zweiten Satz etwas die Linie. Münster, das Schwächen in der Annahme offenbarte, kämpfte sich mit Blockarbeit zurück und lag beim 12:10 erstmals in Führung. Nach einem 21:17-Vorsprung sah schon alles nach dem Satzausgleich aus, doch Schwerin gelangen vier Zähler zum Ausgleich. In der Endphase setzte sich Münster mit Servicefehlern selbst matt. Im dritten Durchgang führte Münster ebenfalls mit vier Punkten, ehe Schwerin nach dem 19:19 den Pokal-Sack zumachte.
Beeindruckt zeigten sich alle von der 2006 Heimgekehrten, die von 1998 bis 2005 in Brasilien und Italien gespielt hatte. Ihr Oberfan ist DVV-Präsident Werner von Moltke: »Ich werde bitten, betteln und Rolli umarmen, damit sie wieder in der Nationalmannschaft spielt. Denn wir brauchen die Besten in diesem Team.« Findet auch Frauen-Bundestrainer Hee Wan Lee, der die 237fache Nationalspielerin gerne bei der WM in Japan einsetzen würde.
Einhellig auch die Meinung, dass Roll im Ausland zu einer Persönlichkeit gereift sei. Aber auch auf dem Spielfeld konnte sie noch vieles lernen. Schon von der harten DDR-Volleyball-Schule einiges gewohnt, wurde es in Brasilien noch härter. Roll: »Das ist noch mal ein ganz anderes Niveau. Vor allem auf Technik wird dort noch mehr Wert gelegt.«
Diese Erfahrungen zahlten sich jetzt für Schwerin aus. Der gestrige Pokalsieg war der erste Titel seit 2002. Die Freude deshalb verständlich groß. Roll: »Unsere Unbekümmertheit hat uns den Sieg gebracht. Aber es war ein ausgeglichenes Match.«

Artikel vom 20.03.2006