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Im 1. FC Köln steckt
kein Leben mehr

Es gibt jetzt nur noch Durchhalteparolen

Hannover (dpa). Mutlos, leblos und hilflos taumelt der 1. FC Köln dem vierten Bundesliga-Abstieg entgegen. Die deprimierende 0:1-Niederlage bei Hannover 96 offenbarte Auflösungstendenzen beim abgeschlagenen Tabellenletzten.
Präsident Wolfgang Overath und Manager Michael Meier verließen nach dem Abpfiff fluchtartig die AWD Arena und ließen Trainer Hanspeter Latour im Regen stehen. Der Schweizer flüchtete sich bei neun Punkten Rückstand zum rettenden Ufer in Durchhalteparolen.
Dafür redete Nationalspieler Lukas Podolski Klartext. »Man muss realistisch sein, es sieht immer schlechter aus. Mit so einer Leistung können wir in der Bundesliga nicht bestehen«, kritisierte der Stürmer den leidenschaftslosen Auftritt seiner Mannschaft. Von Knieproblemen und den Nachwirkungen einer Magen-Darm-Grippe geschwächt, wurde er von Latour erst nach knapp einer Stunde eingewechselt. Eine Wende konnte auch Podolski nicht erzwingen. Immerhin gab er grünes Licht für einen Einsatz im USA-Länderspiel am Mittwoch: »Wenn ich hier spielen kann, kann ich auch für Deutschland spielen.«
»Es macht keinen Spaß, Woche für Woche solche Spiele zu kommentieren«, sagte Kölns Torwart Alexander Bade nach der 16. Niederlage. Das diese nicht höher ausfiel, lag an ihm und an der Abschlussschwäche der 96-Mannschaft. Lediglich Vahid Hashemian (39,) nutzte eine der vielen Gelegenheiten der Niedersachsen.
»Wir haben in der ersten Halbzeit in der Defensive gut gestanden. Die Mannschaft ist nicht eingebrochen«, erklärte aber Latour zum Erstaunen aller. Kritische Töne gab es vom FC-Coach nicht. Auch seine Personalentscheidungen zeigten nicht die erhoffte Wirkung. Der Ex-Dortmunder Evanilson konnte bei seinem Köln-Debüt kaum Akzente setzen, der neu ernannte Mannschaftskapitän Matthias Scherz zählte zu den schwächsten Spielern.
»So lange noch theoretische Chancen bestehen, muss man an den Klassenerhalt glauben«, sagte Latour. Bei vielen FC-Fans ist die Hoffnung aber längst gestorben. Mit Vokabeln wie »Oberfrechheit«, »toller Gruselfilm« oder »Grottenkick« machten sie im Internet-Forum des Vereins ihrem Ärger Luft.

Artikel vom 20.03.2006