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Ein dreifach bitteres 0:1

SC Paderborn 07 verliert gegen 1860 drei Punkte und zwei Spieler

Von Peter Klute
Paderborn (WB). »Gibt's denn hier kein kaltes Bier?« Walter Schachners Bitte vor der Pressekonferenz kam der SC Paderborn 07 sofort nach, denn sie war nur allzu verständlich. Mit dem 1:0 feierte der Österreicher seinen ersten Sieg als Trainer des TSV 1860 München. Bei den »Löwen« geht's aufwärts, Gastgeber SCP gelangte am 26. Spieltag dieser Zweitliga-Saison am Tiefpunkt an.

Die negativen Fakten aus Sicht des Aufsteigers nach dem Schlusspfiff vor 8147 Zuschauern im Löns-Stadion, sie waren umfangreich. Es war die vierte Partie in Folge ohne Sieg, die zweite Heimpleite hintereinander ohne Torerfolg, auch im siebten Anlauf gegen eine Mannschaft aus dem Bundesland Bayern gab es keinen Dreier, zum ersten Mal musste der SCP einem Gegner alle sechs Punkte überlassen und erzielte gegen die Münchener in zwei Spielen keinen einzigen Treffer. So etwas nennt man Krise, der Grund dafür liegt auf der Hand und nimmt seit gestern dramatische Formen an.
»Ich mache mir weniger Sorgen darüber, dass wir verloren haben, als darüber, wie ich im nächsten Spiel bei Eintracht Braunschweig einen konkurrenzfähigen Kader zusammen bekomme. Momentan habe ich nur 13 Feldspieler«, stimmte Trainer Jos Luhukay ein personelles Klagelied an. Das 0:1 war dreifach bitter, denn Paderborn verlor nicht nur die drei Punkte, sondern auch zwei Spieler. Verteidiger Roel Brouwers musste nach einer guten halben Stunde mit einer Gehirnerschütterung ausgewechselt werden, der Holländer bleibt bis morgen zur Beobachtung im Krankenhaus und steht am Freitag im Stadion an der Hamburger Straße definitiv nicht zur Verfügung. Gleiches gilt für René Müller: Der Kapitän handelte sich zehn Minuten vor dem Ende wegen Meckerns die fünfte Gelbe Karte ein und ist gesperrt. Nach Stephan Maaß, Thorsten Becker, David Fall und Marc Gouiffe à Goufan sind das beim ohnehin kleinen Kader die Ausfälle fünf und sechs.
Besonders schmerzhaft ist die durch das Fehlen von Maaß, Becker und Gouiffe à Goufan entstandene Lücke im defensiven Mittelfeld. »Ihre Qualitäten können wir nicht ersetzen«, sagte Luhukay. So muss ein Offensiver zurück, der SCP ist dadurch zu weit nach vorne ausgerichtet. Die Folge: zahlreiche Ballverluste und riesige Löcher vor der Abwehr. »Wir sind zu offensiv und nicht mehr so eingespielt wie in der Hinrunde«, sagte Dennis Schulp.
Der Holländer musste gestern die ungeliebte Defensivrolle einnehmen und entschied mit einem dicken Patzer die Partie. Unbedrängt spielte er in der zwölften Minute Marco Gebhardt den Ball in die Füße und der Ex-Verler bedankte sich mit dem Tor des Tages. »Dennis wollte die Situation spielerisch lösen, anstatt den Ball wegzuhauen«, kommentierte Luhukay die entscheidende Szene. Schulp selbst war untröstlich: »Das ist unfassbar und darf mir nie mehr passieren.«
Die Entstehung des 0:1 passte zum Auftritt der Gastgeber, in dessen Reihen kein Spieler Normalform erreichte. So genügte den keineswegs überzeugenden Gästen eine durchschnittliche Leistung, um, so Schachner, »den Gegner über 90 Minuten in allen Belangen zu beherrschen«. Die Seinen waren dem 2:0 näher (Pfostenkopfball von Daniel Baier in der 19. Minute) als Paderborn dem 1:1. »Das war ein schwaches Spiel, wir hatten keine echte Torchance«, bilanzierte Luhukay. So schmeckte Schachner auch das angewärmte »Paderborner Goldpilsener« vorzüglich, der SCP hat sich dagegen von allen Aufstiegsträumen verabschiedet. Das Ziel kann jetzt nur lauten, so schnell wie möglich noch drei Punkte zu holen und die 40 vollzumachen. Mit dieser Leistung wird das schwer genug.

Artikel vom 20.03.2006