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In eine neue Welt 'reingeschlittert
Ein Moderatoren-Casting veränderte Janin Reinhardts Leben - Jetzt ist sie Star der neuen Telenovela »Lotta in Love«
Prominente Kolleginnen wie Heike Makatsch, Jessica Schwarz oder Jasmin Gerat haben es vorgemacht: Sie alle avancierten von der flippigen VIVA-Moderatorin zur ernsthaften Schauspielerin. Janin Reinhardt will es den erfolgreichen Vorgängerinnen nun gleichtun: Nachdem sie dem Musiksender im vergangenen Jahr den Rücken kehrte, nimmt jetzt die Schauspielerei den ersten Platz in ihrem Leben ein: Gerade erst konnten die Zuschauer Janin als zickige Mode-Verkäuferin Eva in der 30-minütigen Sat1-Beziehungs-Comedy »Paare« erleben (sonntags, 22.15 Uhr), da steht bereits der nächste Einsatz auf dem Programm. Am kommenden Montag wird sie gleich in zwei aktuellen TV-Produktionen zu sehen sein.
So märchenhaft wie ihre Karriere ist auch der Auftritt in der neuen »ProSieben-Märchenstunde«, die um 20.15 Uhr mit der Folge »Rapunzel oder Mord ist ihr Hobby« zum zweiten Mal eingeläutet wird. In dieser, nicht ganz ernst zu nehmenden Parodie spielt sie das Blondchen mit den längsten Zöpfen der Märchengeschichte, das auf mysteriöse Weise verschwindet und vom ambitionierten Prinz Helmold von Poppel (Oliver Wnuk) gerettet werden soll. Der Hobby-Detektiv, stets mit seinem begriffsstutzigen Pagen Eppo (Axel Stein) im Schlepptau, wittert eine Chance auf seinen ersten großen Kriminalfall, während sich die Zuschauer auf ein großes Vergnügen freuen dürfen.
»Ich liebe Comedy«, verrät Janin, die auch privat auf lustige Formate steht: »Meine Lieblingsserie ist ÝGilmore GirlsÜ. Jedesmal ärgere ich mich, wenn ich die neuen Folgen verpasse.«
Deshalb freut sich Janin, dass auch die neue ProSieben-Telenovela »Lotta in Love«, in der sie die Hauptrolle spielt, ohne Humor nicht auskommt. Premiere als Carlotta »Lotta« Wiesner feiert sie ebenfalls am nächsten Montag - um 18 Uhr. Die neue Langlauf-Serie verspricht eine große Portion Herz-Schmerz, denn die Titelheldin, eine einfache Wäschereiangestellte, schlittert während eines Konzerts in das größte Abenteuer ihres Lebens. Sie wird mit der berühmten Popsängerin Alex verwechselt - ausgerechnet von deren Manager. Der ist so skrupellos wie geldgierig und sieht sofort eine Möglichkeit, seine Einnahmen zu vervielfachen, wenn er Lotta ab und zu als Alex einsetzen würde. Lotta lässt sich auf das Spielchen ein - jedoch nur, weil sie sich Hals über Kopf in den Gitarristen Michael (Nils Brunkhorst) verliebt hat und ihm möglichst ganz nah sein will...
Das klingt zwar nicht gerade nach tiefgründiger Fernsehkost, ist aber der Stoff, aus dem erfolgreiche Telenovelas gestrickt sind. Wie gut sie funktionieren, haben andere Sender hinreichend bewiesen. Ob nun Bianca oder Julia die »Wege zum Glück« beschreiten, ein »Sturm der Liebe« über die Protagonisten hereinbricht, eine gewisse Sophie zur »Braut wider Willen« erklärt wird oder ein hässliches Entlein »Verliebt in Berlin« zu überleben versucht - der abgeschlossene TV-Roman mit einer bestimmten Anzahl von Kapiteln gilt als verlässlicher Quotenrenner. Deshalb soll für ProSieben nun auch »Lotta in Love« fallen und möglichst viele Zuschauer begeistern.
Die Hauptdarstellerin ist bereits ganz aus dem Häuschen. Zwei so komplett konträre Figuren zu spielen sei eine Riesen-Herausforderung für sie und mache »irre viel Spaß«, sagt sie über ihre erste Doppelrolle. »Lotta ist ein schüchternes, leicht verträumtes und ganz normales Mädchen, für das Familie und Freunde sehr wichtig sind. Alex hingegen ist ein richtiger Star mit allen dazugehörigen Allüren. Sie hält ihre Umgebung ziemlich auf Trab.«
Sie sei wesentlich schwieriger zu spielen, »weil wir eigentlich nichts gemeinsam haben«, sagt Janin. Maske, Perücke und Kostüm würden ihr aber helfen, sich in den Star hineinzuversetzen. Mit Lotta könne sie sich auch ohne Hilfsmittel viel besser identifizieren. Deren normales Leben gerät mit einem Mal aus den Fugen, als sie die Liebe aus heiterem Himmel trifft. Das kann die junge Schauspielerin gut nachempfinden: »Liebe auf den ersten Blick habe ich auch schon mal erlebt. Ich glaube absolut an dieses Phänomen.«
Genauso wie an das Schicksal, das sie ganz offensichtlich auf ihren beruflichen Weg geführt hat: Ein Einkaufsbummel im Herbst 2000 brachte die einschneidende Veränderung in Janins Leben. In einem Kaufhaus ihrer Heimatstadt Erfurt hatte die Thüringerin den VIVA-Castingaufruf gesehen und sich spontan beworben. Aus 3000 Mitstreiterinnen wurde sie ausgewählt und setzte sich gegen eine Auswahl von 25 Mädchen bei einem Coaching-Wochenende in Köln und später bei einer Live-Abstimmung innerhalb der Sendung »Interaktiv« durch.
Als Siegerin des Castings durfte sie eine Woche lang bei »Interaktiv« die Co-Moderatorin spielen. Die Zuschauer reagierten damals so positiv auf die blonde Neuentdeckung, dass sich die VIVA-Programmdirektion entschied, sie sofort unter Vertrag zu nehmen. »Wie Lotta bin ich plötzlich in eine ganz neue Welt 'reingeschlittert«, erinnert sich Janin. »Mit 18 Jahren musste ich mein ganzes Leben umstellen: von Erfurt nach Köln ziehen, alleine wohnen, alles selbst organisieren. Außerdem sind meine Arbeitszeiten unregelmäßig, oft kommen kurzfristig Termine dazu. Dadurch sind feste Trainigszeiten beim Sport oder regelmäßige Verabredungen mit Freunden fast unmöglich.«
So ist es auch kein Wunder, dass die attraktive junge Frau Single ist! Im Moment sei sie »ziemlich froh, nicht liiert zu sein, denn ich stecke viel Kraft und Energie in die Schauspielerei. Ich wäre gerade keine gute Freundin«, glaubt Janin.
Dafür hat sie bereits eine steile Karriere vorzuweisen: Sie moderierte zunächst die tägliche Live-Sendung »Interaktiv«, jagte für das Fashion- und Lifestyleformat »Inside« durch die Mode-Metropolen dieser Welt, stellte auch die Filmwelt auf den Kopf, nachdem sie von Jessica Schwarz das Format »Film Ab« übernommen hatte, und informierte die jungen Zuschauer über allerlei »Neuigkeiten«.
Auch vor größeren Live-Veranstaltungen schreckt das Naturtalent nicht zurück: So präsentierte Janin zum Beispiel 2003 mit Ole Tilmann die »Bravo-Super-Show« und zuletzt mit Stefan Raab den »Bundesvision Songcontest 2006«.
Mit der Schauspielerei begann sie bereits während ihrer Zeit bei VIVA: Neben einigen Kurzfilmen und diversen Episodenrollen wirkte sie in beiden Staffeln der ProSieben-Serie »Was nicht passt, wird passend gemacht« (2004/2005) mit.
In ihrem Telenovela-Debüt darf die 24Jährige nun noch ein weiteres Talent zeigen, denn eigens für die Rolle der Sängerin Alex in »Lotta in Love« nimmt sie Gesangsunterricht, um die Stücke alle selbst singen zu können. »Ich habe es immerhin geschafft, dass niemand wegrennt«, antwortet sie in ihrer ansteckend fröhlichen Art auf die Frage nach dem Resultat ihrer Bemühungen. Dass Janin eine musikalische Ader hat, war eigentlich klar. Schon als Kind genoss sie eine klassische Ballettausbildung und wollte bis zu ihrem 12. Lebensjahr Primaballerina werden. Wegen eines Rückenproblems konnte sie diesen Traum nicht verwirklichen.
Ein anderer Wunsch könnte jedoch noch in Erfüllung gehen. Janin würde gern an der Hochschule für Fernsehen und Film in München eine Ausbildung zur Dokumentarfilmerin absolvieren. Das Interesse, hinter der Kamera zu arbeiten, entspringt wohl ihrem selbstbewussten Lebensmotto: »Alles was ich gut finde, will ich besser machen«. Man darf also gespannt sein, womit die quirlige Blondine noch überrascht. Kerstin Heyde

Artikel vom 25.03.2006