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Bayern schützt
Schweinsteiger

»tz« entschuldigt sich - Widerruf

München (dpa). Die Münchner Tageszeitung »tz« hat sich für Fehler in der Berichterstattung über den Fußball-Wettskandal entschuldigt. Sie nahm am Freitag die Behauptung zurück, Bastian Schweinsteiger, Paul Agostino und Quido Lanzaat würden in der Affäre als Beschuldigte bei der Staatsanwaltschaft geführt. Sie seien auch nicht bei der Polizei gewesen, erklärte Chefredakteur Karl Schermann.

Nach Angaben des FC Bayern München und des Schweinsteiger-Anwalts Michael Nesselhauf hat sich die »tz« förmlich zum Widerruf ihrer Behauptungen über die angebliche Rolle des Fußball-Profis verpflichtet. Die »tz« und die beiden Autoren des Schweinsteiger-Artikels hätten weiter eine »strafbewehrte Unterlassungserklärung« abgegeben, teilten der Hamburger Anwalt und der FC Bayern mit. Außerdem werde die Zeitung eine Gegendarstellung Schweinsteigers veröffentlichen, »und zwar spätestens in ihrer Ausgabe am 20. März.«
»Wir haben nicht behauptet, dass die drei Fußballspieler aktiv an einem Wett-Skandal beteiligt sind, sondern lediglich darüber berichtet, dass diese Namen im Zusammenhang mit den Ermittlungen auftauchen«, erklärte Schermann. »Sollte sich nach den Vorermittlungen und den Polizei-Befragungen herausstellen, dass die drei nichts mit der Sache zu tun haben, dann wird die tz die erste Zeitung sein, die darüber berichtet.«
Zuvor hatten der FC Bayern München und Schweinsteiger umfangreiche juristische Schritte gegen die Berichterstattung der »tz« angekündigt. Spieler und Club würden »mit allen rechtlichen Mitteln« gegen die Darstellung vorgehen, hatte Manager Uli Hoeneß am Freitag gesagt. Die Maßnahmen umfassten die Aufforderung zu einer Unterlassungserklärung, einen Widerruf der »rechtswidrigen Behauptungen«, eine Gegendarstellung sowie einen Strafantrag Schweinsteigers »wegen übler Nachrede« gegen die redaktionell Verantwortlichen. Außerdem wollten sich Spieler und Verein die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen vorbehalten. Zudem verhängte der Bayern-Vorstand zunächst »bis auf weiteres« ein Hausverbot gegen die Boulevard-Zeitung.
Unterstützung erhielt der 21-jährige Schweinsteiger auch von Bundestrainer Jürgen Klinsmann. Die Veröffentlichungen nannte er »unverantwortlich«. »Wir alle wissen, dass die Berichterstattung keinen Hintergrund hat«, sagte er. Klinsmann betonte, dass der Mittelfeldspieler »natürlich« im Aufgebot für das Länderspiel am Mittwoch gegen die USA bleibe. Der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, begrüßte die vom FC Bayern und Schweinsteiger angekündigten Maßnahmen. »Wir haben im Moment keinen Wettskandal«, sagte er. »Einigen Medien ist die Sensationsgier und die Auflagensteigerung wichtiger als die Wahrheitsfindung«, kritisierte Zwanziger.
»Bastian hat die Dinge gestern noch gar nicht so ernst genommen. Ihm ist erst über Nacht klar geworden, was auf ihn eingestürzt ist«, berichtete Hoeneß über Schweinsteigers Verfassung. Der Spieler hatte auch am Freitag wegen einer Grippe auf das Training verzichten müssen.
Die Staatsanwaltschaft München I hatte erneut klargestellt, dass derzeit kein Spieler für eine Vernehmung vorgesehen sei. »Es gibt keine Ladung oder eine Einladung an Bastian Schweinsteiger, Quido Lanzaat, Paul Agostino oder irgendeinen anderen Spieler, um sie bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft zu vernehmen«, sagte Oberstaatsanwalt Anton Winkler. Neben dem Bayern-Profi waren die Zweitliga-Spieler Lanzaat und Agostino vom TSV 1860 München von der »tz« mit dem Wettskandal in Verbindung gebracht worden. Auch Zweitligist TSV 1860 prüft juristische Maßnahmen.

Artikel vom 18.03.2006