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Stadion-Streit eskaliert

Paderborns Präsident Wilfried Finke droht mit Klage

Von Huberts Hartmann
und Matthias Reichstein
Paderborn (WB). Das Paderborner Stadionprojekt wird möglicherweise doppelt so teuer wie ursprünglich geplant. Bürgermeister Heinz Paus hat am Freitag einen neuen »Masterplan« vorgelegt. Dessen Umsetzung soll 14,5 Millionen Euro kosten.

Die reinen Investitionskosten für die Paragon-Arena mit 15 300 Plätzen sind mit 12,5 Millionen Euro veranschlagt und werden von der »Paderborner Stadion-Gesellschaft« (PSG) getragen. Die Stadt hat einen Zuschuss von 3,5 Millionen Euro zugesichert.
Aus der Sicht von Wilfried Finke, Präsident des Zweitligisten SC Paderborn 07, zu wenig. Der Möbel-Multi geht mit Bürgermeister Paus hart ins Gericht und kündigte eine Schadenersatzklage gegen die Stadt für den Fall an, dass sich die Fertigstellung der Arena noch länger verzögert. »Im Extremfall müssen wir noch weitere 18 Monate warten. Aber dann geht es nicht mehr nur um zwei oder drei Millionen«, fährt Finke schweres Geschütz auf.
Auslöser der Verbalattacken des Fußballmäzens gegen das Stadtoberhaupt: Paus ist es trotz intensiver Verhandlungen und Zugeständnissen immer noch nicht gelungen, jene drei Kläger, die beim Oberverwaltungsgericht Münster einen Baustopp für die Arena erwirkt haben, zur Rücknahme ihrer Klage zu bewegen. »Wir haben nicht in allen Punkten endgültige Ergebnisse, ich gehe aber davon aus, dass in absehbarer Zeit ein Abschluss möglich ist«, ist alles, was Paus berichten kann. Nach Informationen dieser Zeitung wollen die Anlieger unter anderem ihre Gärten zu Bauland machen und dafür von der Stadt die Genehmigung. Die Kläger sind aber auch bei Finke endgültig in Ungnade gefallen: »Diese Anwohner sind keine Verhandlungspartner, sondern Querulanten«, zürnte der Unternehmer. Er warf den Klägern Profilierungssucht vor, weil sie in Wahrheit nie wirklich sagten, was sie konkret wollten, stattdessen immer wieder neue Forderungen stellten. »Sie führen den Bürgermeister mit einem Ring an der Nase durch die Manege«, ist ihr Verhalten für Finke fast schon zirkusreif, wenn die Lage nicht so ernst wäre: »Für die Kläger gibt es nur noch einen Grund, sie wollen den Verein und die Stadiongesellschaft zerstören.« Doch aufgeben will der 54-Jährige, der seit fast neun Jahren an der Spitze des Vereins steht, nicht. »Das ist ein kleiner Krieg, den ich gewinnen werde. Ich kämpfe solange für das Stadion, bis es steht«, versicherte Finke.
Den klagenden Stadion-Nachbarn ist in erster Linie der Verkehr ein Dorn im Auge. Die Stadt will deshalb kurzfristig ein Parkhaus im benachbarten Gewerbegebiet Hoppenhof bauen, die Kosten aber offenbar der Stadion-Gesellschaft in Rechnung stellen. »Unsere Vorstellung ist nicht, dass wir die Parkplatzkosten auf unsere Kappe nehmen«, erklärte Paus. Eine Beteiligung an den Kosten lehnt die Stadiongesellschaft ab: »Wir könnten uns vorstellen, das Parkhaus für Veranstaltungen anzumieten, doch dann brauchen wir für die Refinanzierung auch die Einnahmen«, sagt Hauptgeschäftsführer Martin Hornberger.
Der so genannte »Masterplan«, dessen Realisierung eine weitere Forderung der Kläger ist, sieht zwei weitere Parkhäuser mit insgesamt 1850 Plätzen an der B1 vor. Ein Multifunktionszentrum für Messen, Basketballspiele und Rockkonzerte soll dort zusätzlich entstehen.

Artikel vom 18.03.2006