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Schalke tut Deutschland gut

S04 einziger nationaler Vertreter im europäischen Viertelfinale

Von Peter Klute
Gelsenkirchen (WB). Die totale Blamage oder wenigstens ein Lichtblick? Die Schalker waren sich vor dem Rückspiel gegen US Palermo ihrer tragenden nationalen Rolle bewusst. Nachdem die Frage in Form des 3:0 mit dem Einzug ins Viertelfinale (gegen Levski Sofia) beantwortet war, stellte Trainer Mirko Slomka erleichtert fest: »Das tut dem deutschen Fußball gut.«

Der hatte in der jüngsten Vergangenheit nun wirklich genug gelitten: ein neuer Wettskandal, die Demontage der Nationalmannschaft in Florenz, das Scheitern von Bayern München und Werder Bremen in der Königsklasse gegen AC Mailand und Juventus Turin, dazu das internationale Aus für den Hamburger SV. Europäisch ist der FC Schalke 04 nun die einzige deutsche Hoffnung. »Wir freuen uns darüber, auch wenn sich einige darüber ärgern«, kommentierte Manager Rudi Assauer das Weiterkommen auf seine Weise. Levan Kobiashvili, Sören Larsen und Mimoun Azaouagh drehten mit ihren Toren das 0:1 aus dem Hinspiel um, retteten nicht nur die deutsche Ehre, sondern besiegten auch den italienischen Fluch. Wenigstens der UEFA-Cup ist jetzt eine Italien-freie Zone.
Schalke tut Deutschland gut, aber in erster Linie sich selbst. Auch wenn es einer Roten Karte von Palermos Kapitän Eugenio Corini und eines Elfmeters bedurfte, um auf die Siegerstraße zu gelangen, am Ende war das Ergebnis verdient. »In Unterzahl hatten wir keine Ordnung mehr«, kritisierte Gästecoach Giuseppe Papadopulo. »Unsere Geduld ist belohnt worden. Jeder Sieg ist schön«, sagte Slomka und wollte von einer besonderen Bedeutung nichts wissen. Für ihn war es dennoch eine Art Krönung. In der Bundesliga ist der Rangnick-Nachfolger ungeschlagen, holte zuletzt fünf Siege in Folge und führte Schalke auf Platz drei. Dazu steht der Verein zum ersten Mal seit 1998 im UEFA-Cup-Viertelfinale. Eine Erfolgsserie, die es den Verantwortlichen sehr schwer macht, Slomka am Saisonende wegzuschicken oder wieder zum Assistenten zu degradieren.
Der andere große Sieger in der Veltins-Arena hieß Gerald Asamoah. »Er war überragend«, lobte der Trainer seinen Nationalspieler, der das 2:0 und 3:0 sehenswert vorbereitet hatte. »Sören hat endlich mal richtig gestanden. Und für Mimo freut es mich besonders. Für ihn war es bis dahin ein unglücklicher Abend«, sagte Asamoah mit dem ihm eigenen Humor. Wohl wissend, dass ihn diese Leistung einem WM-Stammplatz ein großes Stück näher gebracht hat. Ein Stammplatz bei Schalke ist das Ziel von Azaouagh. Der schwächste Königsblaue in Durchgang eins steigerte sich und erzwang mit seinem ersten Tor für Schalke die Entscheidung. »Dass ausgerechnet er das 3:0 gemacht hat, ist umso schöner«, meinte Slomka.
Der Großteil der 52 151 Fans nahm Azaouaghs Treffer zum Anlass, nach vorne zu schauen. »Finale«, schallte es aus dem Rund. Das steigt am 10. Mai in Eindhoven. Die Forderung »Zieht den Bayern die Lederhosen aus« soll schon am Sonntag - wieder mit Lincoln und Bordon - erfüllt werden. Kampfansagen der besten Rückrundenmannschaft Richtung München gab es nicht. Während Asamoah und Azaouagh einräumten, »dort drei Punkte holen zu wollen«, gab Assauer die Verteidigung von Platz drei als Ziel aus. Auch für Ebbe Sand war ein Angriff auf die Bayern kein Thema: »Bei acht Punkten Rückstand spreche ich über so etwas nicht.«
Apropos Bayern. Zu einer möglichen Verbindung von Bastian Schweinsteiger zum Wettskandal sagte Assauer: »Der deutsche Fußball ist schon erschüttert. Wenn auch die 1. Liga in den Wettskandal verstrickt ist, ist das der Knock out. Dann können wir in Zukunft würfeln oder Karten spielen.« International haben nur noch »seine« Schalker ein Ass im Ärmel.

Artikel vom 18.03.2006