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Stummes »Mundwerk«
streikt stimmgewaltig

Schüler protestieren gegen neues Schulgesetz in NRW

Von Anjali Westkamp
Herford (HK). Es war ein stummer Protest - und doch sehr stimmgewaltig. Die Aktion »Mundwerk« sorgte am Freitag an den weiterführenden Schulen in Herford für eine ungewöhnlich ruhige erste Unterrichtsstunde. Die Schülerinnen und Schüler sagten zur Abwechslung kein einziges Wort - und die Lehrerinnen und Lehrer fanden's gut.

Mit Klebeband und Pflastern hatten sich auch die Mädchen und Jungen aus der Klasse 9 e der Gesamtschule Friedenstal (GEF) ihre Münder verschlossen. »Ich finde es gut, dass sich die Schülerinnen und Schüler gegen das neue Schulgesetz wehren«, erklärt Klassenlehrerin Elisabeth Mühlenhoff. Mit der Aktion »Mundwerk« wenden sich die Jugendlichen gegen ein Gesetz der nordrhein-westfälischen Landesregierung, das vorsieht, die so genannte Drittelparität einzuschränken. Bisher setzt sich die Schulkonferenz aus jeweils einem Drittel Lehrer, Eltern und Schüler zusammen. »An der Gesamtschule Friedenstal sind es je sieben Personen«, berichtet GEF-Schülersprecher Sami Sipali. Die geplante Reduzierung des Schüleranteils auf fünf Stimmen in dem Gremium »kommt einer Entdemokratisierung der Schulen gleich«, fügt Sipali hinzu. Auf eines legen die Schüler Wert: Die Aktion soll sich nicht gegen die Lehrer oder die Schule richten, sondern allein gegen die aktuelle Schulpolitik im Lande. Zu dem friedlichen Protest war in einem Rundbrief aufgerufen worden. Die Bezirksschülervertretung hatte am 3. März den Anstoß dazu gegeben. »Die Schulen, die sich am Freitag nicht beteiligen konnten, werden dies am 20. März nachholen«, berichtet Sami Sipali. Die Schulkonferenz ist das oberste Mitwirkungsgremium der Schule, in dem alle an der Bildungs- und Erziehungsarbeit der Schule Beteiligten zusammenwirken. Sie berät in grundsätzlichen Angelegenheiten der Schule und vermittelt bei Konflikten. Sie kann Vorschläge und Anregungen an den Schulträger und an die Schulaufsichtsbehörde richten. »Da wir Schüler der Grund sind, dass es Schule gibt, verdienen wir es, eine Stimme zu haben, die schwer genug wiegt, um etwas zu verändern«, heißt es in einem Brief der Schülervertretung an die Lehrer der Gesamtschule.

Artikel vom 18.03.2006