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Misslungener Medikamententest

Macht Schaden klug?


Niemand weiß bislang, was - nur dass beim Londoner Arzneimitteltest irgendetwas dramatisch fehlgelaufen ist, das steht mit fast tödlicher Sicherheit fest. Schnelle Schuldzuweisungen und Spekulationen sind in solchen Situationen aus der Verzweiflung der Angehörigen heraus zwar menschlich zu verstehen, doch helfen sie nicht. Im Gegenteil muss in medizinischer Feinarbeit herausgefunden werden, warum sechs junge Männer, die sich kerngesund für den Test mit einem neuen Medikament zur Verfügung stellten, binnen Minuten kollabierten.
Denn mit ihnen hat auch das Instrument des klinischen Tests neuer Arzneien den größten anzunehmenden Schaden erlitten. Tausende Freiwillige stellen sich jedes Jahr - für ein paar Euro mehr oder weniger Aufwandsentschädigung - zur Verfügung. Sie müssen darauf vertrauen können, dass ein Pharmatest nicht ihr Leben bedroht. Wer will es sonst noch tun? Und wie anders wiederum soll Sicherheit vor einer Markteinführung hergestellt werden?
Für das junge Würzburger Forschungsunternehmen TeGenero ist das Ganze ein Albtraum, möglicherweise auch schon der wirtschaftliche Genickbruch. Und noch etwas: Sind, wie die Firma beteuert, die Tierversuche ohne Komplikationen geblieben, so muss hier daran erinnert werden, worauf Tierversuchsgegner stets verweisen: dass Tierversuche keinerlei Auskunft darüber geben, wie ein Mittel schließlich beim Menschen wirkt. Ingo Steinsdörfer

Artikel vom 18.03.2006