16.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Geburtenrate niedrig wie nirgendwo sonst

Hohe Kinderlosigkeit alarmiert von der Leyen - Ostwestfalen-Lippe »Spitze« in NRW

Berlin (dpa). Deutschland hat weltweit mit der niedrigsten Geburtenrate zu kämpfen. Wie das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung auf der Basis seiner jüngsten Erhebung gestern mitteilte, bringt - statistisch gesehen - jede Frau nur noch 1,36 Kinder zur Welt.
Für eine stabile Bevölkerungszahl in Deutschland wäre eine Rate von 2,1 Kindern notwendig. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte: »Die hohe Kinderlosigkeit ist alarmierend. Wir müssen alle umdenken.«
Die negative Entwicklung nehme an Geschwindigkeit zu, sagte Hans Fleisch, Vorsitzender der Stiftung Berlin-Institut bei der Vorstellung der Studie »Die demographische Lage der Nation«. Bis 2050 werde die Zahl der in Deutschland geborenen Kinder schätzungsweise nur noch etwa halb so groß sein wie heute.
Die Tageszeitung »Die Welt« berichtet, dass die absolute Geburtenzahl in Deutschland den Tiefstand des letzten Kriegsjahres 1945 erreicht habe. Laut Berlin-Institut lässt sich bei Kinderwunsch und Kinderzahlen nach wie vor ein deutliches Ost-West-Gefälle ausmachen: Die Geburtenzahlen in Ostdeutschland liegen konstant niedriger. Von der Leyen forderte mehr öffentliche Anerkennung für Mütter und Väter. 56 Prozent der Männer unter 44 wollten Umfragen zu Folge eine Elternzeit nehmen, sofern sie dies finanzieren könnten.
Zu den Gewinner-Regionen zählen laut Studie vor allem die süddeutschen Länder Bayern und Baden-Württemberg. An der Spitze der Gesamtbewertung liegt der Landkreis Biberach nahe Ulm, dicht gefolgt von Erding und Freising im Umland von München. In Sachsen-Anhalt liegen die vier größten »Problemkreise«: Bernburg, der Burgenlandkreis, das Mansfelder Land und Köthen. Nur noch ein Drittel der Einwohner ist hier jünger als 35 Jahre.
OWL ist die »fruchtbarste Region« in Nordrhein-Westfalen. Je tausend Einwohner wurden hier im Zeitraum von Oktober 2004 bis September 2005 9,9 Babys geboren, in absoluten Zahlen waren es 19 130. Im Vorjahreszeitraum waren es aber auch hier noch 19 484.
Den höchsten Geburtenrückgang in Ostwestfalen-Lippe vermeldeten die Kreise Höxter (von 8,9 auf 8,5) sowie Lippe (von 9,2 auf 8,8). Auf die höchste Geburtenrate in OWL mit 9,9 Geborenen je 1000 Einwohner kann der Kreis Paderborn verweisen. Aber auch in Bielefeld (von 9,5 auf 9,6) und im Kreis Minden-Lübbecke (von 9,1 auf 9,2) gab es einen Anstieg der Geburtenrate.

Artikel vom 16.03.2006