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Medikamenten-Test: Briten in Lebensgefahr

Würzburger Pharma-Unternehmen spricht von »unvorhergesehenen Nebenwirkungen«


London/Würzburg (dpa). In Großbritannien sind zwei Männer durch einen Test mit einem noch nicht zugelassenen Medikament aus Deutschland in Lebensgefahr geraten. Die beiden Briten befanden sich gestern Abend in kritischem Zustand auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses, wie die Klinik mitteilte. Bei vier anderen Männern, die ebenfalls freiwillig an dem Versuch teilgenommen hatten, habe sich der Zustand gebessert.
Die Briten hatten nach Informationen des Senders BBC ein Medikament mit der Bezeichnung TGN 1412 eingenommen, das von dem Pharma-Unternehmen TeGenero in Würzburg hergestellt wird, und bislang noch nie an Menschen getestet worden war. Es sollte für die Behandlung von Multipler Sklerose, rheumatischer Arthritis und Blutkrebs eingesetzt werden. Bei den Männern löste es eine schwere allergische Reaktion aus.
Das Unternehmen bestätigte, dass »unvorhergesehene Nebenwirkungen« aufgetreten seien. Diese seien nach den Ergebnissen von vorangegangen Laboruntersuchungen nicht zu erwarten gewesen. Eine Angehörige berichtete, ihr Freund sei aufgedunsen und sehe aus »wie der Elefantenmann«.
Die Tests wurden gestoppt. Die Behörde für Medizin und Gesundheitsprodukte (MHRA) gab eine internationale Warnung heraus. Nach BBC-Informationen sollte das Medikament auch in Deutschland getestet werden, die Tests hätten noch nicht begonnen.

Artikel vom 16.03.2006