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Merck kämpft um Schering

Schering bleibt bei Nein zu Übernahme

Berlin (dpa).Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck stößt bei seinen Übernahmeplänen für den Konkurrenten Schering auf heftige Gegenwehr.
Kämpferisch: Merck-Aufsichtsrat Wilhelm Simson.
Bedrängt: Schering-Chef Hubertus Erlen.

Der Aufsichtsrat des drittgrößten deutschen Pharmaherstellers lehnte das Angebot als unangemessen ab, wie Schering-Vorstandschef Hubertus Erlen gestern in Berlin nach einer Aufsichtsrats-Sondersitzung sagte. Er bekam Rückendeckung zur Nutzung »aller Optionen«, um den Wert von Schering eigenständig weiter zu steigern.
Merck signalisierte, den Widerstand brechen zu wollen. Das Unternehmen schließt nicht aus, sein Kaufangebot von 14,63 Milliarden Euro aufzustocken.
Hauptanliegen sei es, »mit Schering doch noch ins Gespräch zu kommen«, sagte Merck-Aufsichtsratschef Wilhelm Simson. Zunächst wolle man abwarten, ob von dritter Seite mehr geboten werde. Merck werde aber keinesfalls so viel zahlen, dass die Transaktion am Ende nur mit einer Zerlegung von Schering und dem Verkauf einzelner Teile finanziert werden könne. Merck hat 77 Euro pro Aktie in bar angeboten.
Schering-Chef Erlen sagte, der Aufsichtsrat teile die Auffassung, dass das Angebot nicht dem Wert von Schering entspreche. »Wir wollen unsere Aktionäre davon überzeugen, das wir als Unternehmen eine sehr positive Zukunft haben.« Er fügte hinzu, der Vorstand sehe Schering in den Spezialbereichen Gynäkologie, Onkologie, Spezialtherapeutika und Diagnostika gut aufgestellt. »Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Positionierung keine Volumenverstärkung benötigen, um weiter erfolgreich arbeiten zu können.«
Der Schering-Betriebsrat und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) äußerten die Sorge, bei einer Fusion drohe ein Teil der 6000 Arbeitsplätze in der Hauptstadt verloren zu gehen. Betriebsratschef Norbert Deutschmann sagte, außer Geschäftsfeldern, in denen es Überschneidungen gebe, wären weitere Bereiche betroffen, falls die Zentrale aus Berlin abgezogen würde. Der Vorstand müsse die Aktionäre bei der Stange halten.
Merck versuchte, die Bedenken zu zerstreuen und warb auch in Zeitungsanzeigen bei den Schering-Mitarbeitern dafür, »ein deutsches Pharma- und Chemieunternehmen der Weltklasse« zu schaffen. Die Merck-Spitze hatte angekündigt, durch Synergien 500 Millionen Euro einsparen zu wollen. Simson nannte mögliche Synergie-Felder: Ein schnellerer Marktzugang für neue Produkte, die gemeinsame Nutzung teurer Forschungsgeräte, gemeinsame klinische Tests und die Zusammenlegung des Verkaufs im Ausland.

Artikel vom 15.03.2006