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A 33: OB soll »Lärm- und
Schadstoffhölle« verhindern

Umweltschutzinitiative schreibt offenen Brief an David

Senne (WB). In einem offenen Brief zum Thema A 33 wendet sich die Umweltschutzinitiative Bielefeld-Senne an Oberbürgermeister Eberhard David mit der Bitte: »Setzen Sie sich für die Kinder, für ein gesundes und lebenswertes Bielefeld ein und lassen Sie nicht zu, dass daraus eine Lärm- und Schadstoffhölle wird«. Das WESTFALEN-BLATT druckt Auszüge aus dem Schreiben.

Darin betonen die Verfasser, dass die Realisierung der A 33 politischer Wille sei und fragen den Oberbürgermeister: »Haben Sie sich umfassend darüber informiert, welche schlimmen Auswirkungen die geplante Trasse - hautnah an den Siedlungsgebieten Mönkeweg, Windflöte, Okapiweg, Südwestfeld, Heimchen vorbei - auf viele Bürger im gesamten Bielefelder Süden tatsächlich hat? Es ist nicht nur der Lärm, den Sie mit Dämmen und Wänden zu mindern versuchen. Es sind noch viel mehr die Schadstoffe, vor allem die Feinstäube, die Herz-Kreislauferkrankungen, vermehrte Infarkte, Schädigung der Atmungsorgane und vermehrte Krebserkrankungen verursachen werden - und damit eine niedrigere Lebenserwartung.« Studien der WHO belegen nach Angaben der Umweltinitiative, dass in Europa Feinstäube schon heute 400 000 Todesfälle verursachen.
Die Umweltschutzinitiative argumentiert außerdem mit massiven »krebserregende Benzolbelastungen durch die Abgase« der etwa 40 000 erwarteten Autos pro Tag: »Hinzu kommt noch der Zubringer-Verkehr, der durch die zusätzliche Auffahrt Buschkampstraße besonders die Windflöte und auch Friedrichsdorf belasten wird.«
Außerdem erinnern die Verfasser daran, dass den Anwohnern am Ostwestfalendamm wegen der massiven Feinstaubbelastung von Amts wegen das Öffnen der Fenster verboten wurde: »Sie jedoch fordern im Konsens mit der Mehrheit des Bielefelder Rates den Bau der A 33 auf dieser Trasse, wohl wissend, dass beim ersten vorgelegten Schadstoffgutachten die EU-Grenzwerte für PM10 (Feinstäube) vielfach überschritten wurden.«
Folgende direkte Fragen richtet die Umweltschutzinitiative an den Oberbürgermeister:
l »Was werden Sie den Bürgern im Bielefelder Süden, die Sie ja mit gewählt haben, sagen, wenn die Autobahn errichtet ist und das wahre Schadensausmaß sicht- beziehungsweise spürbar wird - nicht nur im Hinblick auf die Lärm- und Luftschadstoffbelastung, sondern auch bezüglich der Belastung, die durch die kontaminierten Böden der Rieselfelder Windel zu befürchten ist?
l Nehmen Sie eigentlich zur Kenntnis, dass es nicht nur mehr als 1900 schriftliche Einwendungen gegen diese Autobahntrasse im Abschnitt 5 b gibt, sondern tausende weiterer Menschen, die sich gegen die Planung wenden?
l Warum gehen Sie nicht auf die Bürger zu, wenn zum Beispiel deren Forderungen bezüglich einer Trasse weiter weg von der Siedlung Windflöte nachweislich falsch vom Umweltamt der Stadt Bielefeld interpretiert wurden und somit falsch in eine Beschlussvorlage einbezogen worden sind?
l Warum hinterfragen Sie nicht die an Sie herangetragene Kritik bezüglich des lückenhaften und fehlerhaften Landschaftspflegerischen Begleitplanes?
l Warum sprechen Sie nicht offen aus, dass das politische Votum für die Trassenführung unter Berücksichtigung rein wirtschaftlicher Interessen erfolgt ist, denn es läuft allen fachlichen und umweltpolitischen Zielsetzungen zuwider?«
Die Umweltschutzinitiative macht auf Entwicklungen im Dorf Waldaschaff aufmerksam, wo es 2005 gelungen sei, die vorhandene Europa-Autobahn A3 einschließlich einer Brücke aus dem Ort hinaus zu legen, und auf den Ort Groß Grönau, wo die Ostsee-Autobahn A 20 aus dem Ort hinausgeklagt wurde. In Bielefeld aber werde einer Trasse zugestimmt, die sich wie ein Wurm immer »nah dran an den Siedlungen« entlang schlängelt: »Auch wenn das Planfeststellungsverfahren für diesen Abschnitt schon weit fortgeschritten sei, werde erwartet, dass sich Politik den aktuellen Erkenntnissen und Informationen sowie veränderten gesetzlichen Grundlagen nicht verschließe, sondern zusätzliche Fakten gewissenhaft prüfe.

Artikel vom 15.03.2006