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Jürgen Sparwasser nervt das Tor seines Lebens

1:0 im deutschen Duell: sein Trikot mit der Nummer 14 hängt im »Haus der Geschichte«


Hamburg (WB). Samstag, 22. Juni 1974, 21.03 Uhr, Hamburger Volksparkstadion: 1400 Fähnchen mit Hammer und Zirkel flatterten. Das Tor des Tages war soeben gefallen. 1:0 für die DDR im deutsch-deutschen Duell. Die handverlesenen Fans aus dem Osten durften nach dem Abpfiff noch einmal jubeln: Der Außenseiter hatte den Favoriten geschlagen.
Der junge Mann, der damals den goldenen Treffer erzielte, er wurde zum großen »Helden« im Arbeiter- und Bauernstaat. Jürgen Sparwasser, heute 57, markierte das 1:0. Ein Treffer, der ihn für sein weiteres Leben verfolgen sollte. »Immer wieder werde ich darauf angesprochen«, stellt Sparwasser etwas genervt fest, der seine lange Kicker-Karriere aber nicht allein auf diese treffliche Szene von Hamburg reduziert sehen möchte.
Denn immerhin stehen 53 Länderspiele auf dem Konto. Mit dem FC Magdeburg feierte Sparwasser 1974 den Europacup-Sieg der Pokalsieger, mit der DDR-Auswahl holte er 1976 in Montreal die olympische Goldmedaille.
»Ich habe nicht nur das Tor von Hamburg geschossen«, blickt er mit Stolz zurück. Aber Sparwasser ahnte schon damals: Dieses 1:0 würde ihn nie mehr los lassen. Sein Trikot mit der Nummer 14 hängt inzwischen im »Haus der Geschichte« in Bonn. Und der Ex-Profi glaubt sogar: »Wenn auf meinem Grabstein nur »Hamburg 1974« stehen sollte, weiß jeder, wer da unten liegt.« In den Geschichtsbüchern der DDR wurde der Name Sparwasser dagegen 1988 gelöscht. Denn der »Held« war geflohen, er blieb nach einem Freundschaftsspiel im Westen.

Artikel vom 14.04.2006