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Road-Movie der berührenden Art

»Transamerica« mit Felicity Huffmann


Eine Frau, die einen Mann spielt, der eine Frau sein will: Keine leichte Aufgabe für »Desperate Housewives«-Star Felicity Huffman. Doch sie bringt das Kunststück fertig und macht »Transamerica« zu einem berührenden und erstaunlichen Road-Movie. Ihr Bruch mit dem Serien-Image wurde mit einer Oscar-Nominierung belohnt. Der Film von Duncan Tucker über eine Transsexuelle, die vor der entscheidenden Umwandlungs-Operation zum ersten Mal mit ihrem fast erwachsenen Sohn konfrontiert wird, ist ein mutiges und sehenswertes Aushängeschild der Independent-Film-Szene der USA.
»Tief im Herzen ist der Film eine altmodische Geschichte über ein Elternteil, ein Kind und Familienbande. Doch diese Menschen leben alles andere als gewöhnliche Leben«, erklärt Regisseur Tucker sein Werk. Mit großer Ernsthaftigkeit hat er sich an ein Projekt gewagt, das die so genannten »family values« als Herzstück des konservativen amerikanischen Wertekanons raffiniert auf den Kopf stellt: Eine Frau, die früher ein Mann war, übernimmt spät die Verantwortung für einen Sohn, der auf den Strich ging und von einer Karriere als Porno-Darsteller träumt. Damit aus dieser Konstellation am Ende doch so etwas wie eine Kleinfamilie wird, braucht es viel Toleranz, Respekt, Liebe und Verzeihen: Was sonst macht Familie im besten Sinne aus?
Die von Tucker geschaffene Figur von Bree, die früher Stanley hieß, ist alles andere als schrill oder extrem. Schrill ist vor allem ihre zu melodramatischen Auftritten neigende Mutter. Zwei Menschen mit verletzten Seelen: In bester Road-Movie- Tradition fährt das Paar im Auto quer durch Amerika .

Artikel vom 16.03.2006