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Marsmännchen
im Kamerasucher

Orbiter sieht sich schon mal um

Washington (dpa). In 20 Jahren will die NASA sechs Astronauten auf eine zweieinhalb Jahre lange Reise zum Mars schicken.
So ähnlich sieht's vermutlich aus: »Mars Reconnaissance Orbiter« sucht nach einem Landeplatz für die ersten »Mars-Menschen«. Bild: Reuters

Bis dahin muss die US-Raumfahrtbehörde aber noch einige Rätsel des roten Planeten lösen - und geeignete Landeplätze erkunden. Das soll nun der »Mars Reconnaissance Orbiter« (MRO) erledigen, der seit dem gelungenen »Einbiegen« in eine Umlaufbahn am vergangenen Samstag (wie berichtet) mit geballter Hightech den Nachbarplaneten auskundschaften soll. Die hochauflösende Kamera an Bord sei so gut, dass man aus 300 Kilometern Höhe »verrückte Mars-Männchen beim Surfen sehen könnte«, sagt Colleen Hartman von der NASA-Abteilung für Weltraumforschung.
Nach der sieben Monate langen und 500 Millionen Kilometer weiten Anreise soll die neue Sonde von November an ihre zweijährige wissenschaftliche Arbeit beginnen. MRO wird dann, so hoffen die NASA-Forscher, mehr Daten zur Erde funken, als die drei Dutzend Mars-Expeditionen aller Länder seit Oktober 1960 zusammengenommen. »Die Lehrbücher über den Mars müssen neu geschrieben werden«, glaubt Programmmanager Jim Graf.
Der Orbiter ist mit 6,5 Metern so hoch wie ein zweistöckiges Haus. Sechs wissenschaftliche Geräte sind an Bord. »Der Mars ist jener Planet im Sonnensystem, der der Erde am ähnlichsten ist«, sagt Richard Zurek, wissenschaftlicher Chef der Expedition. Und er ist für Menschen erreichbar. Ob sie dort leben können, das soll 60 Jahre, nachdem US-Astronauten 1969 erstmals ihren Fuß auf den Mond gesetzt haben, die erste bemannte Mars-Expetition zeigen. Die NASA will dann erneut auf dem Erdtrabanten Quartier machen und vom Mond aus den Mars-Flug starten.
Das alles ist allerdings kühne Vision. Weder Fluggerät noch Raumanzüge sind so weit entwickelt. Ungelöst ist auch die Versorgung mit Energie, Wasser, Nahrung und Sauerstoff. Schließlich fliegen die Astronauten sechs Monate zum Nachbarplaneten, bleiben 18 Monate und brauchen für die Rückkehr noch ein halbes Jahr.

Artikel vom 15.03.2006