15.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Und der war es dann

Jan Fedder ist »der Mann im Strom« im Lenz-Drama

Von Carsten Rave
ARD, 20.15 Uhr: Dem Mann klebt das Pech an den Füßen. Jan Hinrichs ist 55 Jahre alt, Witwer und arbeitslos.

Damit nicht genug: Tochter Lena ist schwanger, der Kindsvater ist ein Kleinkrimineller, der sich lieber herumtreibt, als Lena beizustehen. Jans Sohn Timm ist noch klein. Ihm gilt seine ganze Zuneigung. Nur: Wie soll er seine Kleinfamilie am Leben halten ohne Arbeit? Der grundehrliche Jan Hinrichs, Hauptfigur im Roman »Der Mann im Strom« von Siegfried Lenz und im ARD-Drama, kommt mit dem Gesetz in Konflikt.
Lenz veröffentlichte den Roman 1957. Das Thema hat nicht an Aktualität verloren. Der Roman wurde bereits 1958 mit Hans Albers in der Hauptrolle verfilmt. Der allerdings hatte ein Happy End. In der Neuauflage steht Hinrichs am Ende wieder da, wo der Film begann.
Die Hauptrolle des Hamburger Bergungsinspekteurs und Tauchers spielt Jan Fedder, seit mehr als 15 Jahren aus der Vorabendserie »Großstadtrevier« bekannt. Selten betritt der 51-Jährige, der im Hamburger Hafen groß wurde, im Fernsehen Neuland. »Die Idee entstand, als ich mit Produzent Markus Trebitsch zusammen saß«, sagt Fedder. »Markus hat drei Bier getrunken, ich keines. Alle Rollen, die im Gespräch waren, passten mir nicht. Und zum Schluss sagte Trebitsch: ÝEinen hab' ich aber noch.Ü Und der war es dann.«
Seinen Part meistert Fedder mit Bravour und lässt das »Großstadtrevier« schnell hinter sich: Jan Hinrichs wird wegen seines Alters immer abgelehnt. Dann fälscht er die Angaben in seinem Taucherpass und bekommt Arbeit in einem kleinen Bergungsunternehmen. Seine schwangere Tochter Lena (Lea Draeger) muss derweil mit ansehen, wie ihr Freund Micha (Moritz Grove) von einem Schlamassel in den anderen rutscht und sie vernachlässigt. Micha aber bekommt heraus, dass Jan, der ihn hasst, seine Papiere gefälscht hat und verrät den Vater seiner Freundin. Der Arbeitgeber muss seine Konsequenzen ziehen.
Der Film behält durchgehend seine traurige Stimmung, die Figuren kämpfen aber trotz der Aussichtslosigkeit gegen ihr Schicksal. »Ich bin gespannt, wie der Film bei den Hartz-IV-Empfängern ankommt«, sagt Fedder. Von der Buchvorlage habe man sich nicht weit entfernt, sagt Regisseur Niki Stein. Nur Details seien geändert worden.

Artikel vom 15.03.2006