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Gesunde Lieder für Herz und Seele

Reinhard Ellsel stellt neues Buch über Theologen Paul Gerhardt vor


Von Peter Monke (Text und Foto)
Sennestadt (WB). »Lieder von Martin Luther sind im Gesangbuch zwar zahlenmäßig am häufigsten vertreten, von Paul Gerhardt kommen dafür aber die meisten Strophen«, sagt Pfarrer Reinhard Ellsel und lacht vergnügt. Zwölf Paul-Gerhardt-Lieder hat der Theologe der evangelischen Kirchengemeinde Sennestadt zwischen 2002 und 2003 zum Gegenstand seiner Predigten gemacht. Die gesammelten Werke erscheinen jetzt, passend zum 400. Geburtstag des Liederdichters im Jahr 2007, als Buch unter dem Titel »Du kommst und machst mich groß«.
Ellsels Vorliebe für Paul Gerhardt lässt sich auf einen recht kurzen Nenner bringen: »Er beschreibt in seinen Lieder sehr schön, was eine Beziehung zu Gott ausmachen kann. Zeilen wie ÝGeh' aus mein Herz und suche FreudÜ oder ÝDu meine Seele singeÜ vermitteln eine besondere Vertrautheit mit oder gar eine Liebe zu Gott - Gedanken, die uns heute vielfach fremd sind.«
Paul Gerhardt selbst hat seine Werke »gesunde Lieder« genannt und damit gemeint, das seine Stücke der menschlichen Seele helfen zu gesunden. Dabei hat der Liederdichter selbst in seinem Leben manches an Leid erlebt. Er war Zeuge des 30-jährigen Krieges, erlebte Hunger, Krankheit, Tod und Vertreibung hautnah mit. »Das Besondere an Gerhardts Liedern ist, dass hier keiner vom liebenden Gott schreibt, bei dem im Leben alles glatt gelaufen ist«, sagt Ellsel. Trotz seiner negativen Erlebnisse habe Gerhardt in der Überzeugung gelebt und gewirkt, dass Gott immer wieder zu den Menschen kommt, um ihnen neuen Mut zu machen.
An Aktualität haben Gerhardts Loblieder auch heute nichts verloren - davon ist Ellsel überzeugt: »Sie können all jenen eine Hilfe sein, die in unserer schnelllebigen Informationsgesellschaft nach Orientierung oder Unabhängigkeit vom Zeitgeist suchen.« Entsprechend sei das Buch nicht nur für Fans von Paul-Gerhardt-Liedern gedacht, sondern auch für alle, die über das, was sie singen, nachdenken wollten.
Gewidmet hat Ellsel sein Buch »den Menschen, die sich im Sennestädter Paul-Gerhardt-Haus treffen«. Diese Einrichtung, eine von drei evangelischen Predigtstätten in Sennestadt neben der Kreuzkirche und der Jesus-Christus-Kirche, feiert im nächsten Jahr bereits ihren 50. Geburtstag. Seit Januar muss Pfarrer Dr. Carsten Glatt dort jedoch ohne Kirchensteuerfinanzierung für das Gebäude auskommen. Dank großen ehrenamtlichen Engagements von etwa 50 Helferinnen und Helfern, konnten die Angebote im Paul-Gerhardt-Haus jedoch aufrecht erhalten werden.
Ellsel freut sich über soviel Einsatz und hofft, mit seinem Buch die Motivation der Gemeinde zusätzlich anstacheln zu können. »Außerdem ist es ja auch nicht schlecht, etwas mehr über die Person zu erfahren, nach der das eigene Gemeindehaus benannt ist.«

Artikel vom 15.03.2006