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350 000 Euro werden in
alten Ratssaal gesteckt

Eine Asbestsanierung ist schon lange überfällig

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). 350 000 Euro, so viel wie ein großzügiges Einfamilienhaus samt Grundstück in guter Lage, kostet die Schadstoffsanierung des ehemaligen Ratssaals, des heutigen Rochdale Raums, im Alten Rathaus.

Den zuständige Betriebsausschuss Immobilienservicebetrieb (ISB) passierte der Sanierungsplan gestern ohne Diskussion.
Bereits 2003, als die Beleuchtung im Rochdale Raum erneuert wurde, wurden asbesthaltige Lüftungskanäle gefunden. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass Anforderungen an den Brandschutz nicht mehr erfüllt waren.
Der Asbestbelastung wurde die Dringlichkeitsstufe 2 - mittelfristige Sanierung - zuerkannt; zudem wurde die Installation einer Brandmeldeanlage vereinbart.
Eigentlich sollte der Saal, in dem politische Gremien wie der Hauptausschuss tagen, Empfänge stattfinden oder zum »Bielefelder Capyttel« geladen wird, bereits im vergangenen Jahr saniert werden. Die Arbeiten seien aber aus Kapazitätsgründen und in Absprache mit dem Schadstoffgutachter und dem Feuerwehramt um ein Jahr verschoben worden. Gregor Moss als zuständiger Gutachter betont: »Eine Gesundheitsgefährdung bestand zu keiner Zeit.«
Der alte Ratssaal - bei der Einweihung des Rathauses 1904 gab es 24 Ratsherren - war nach dem Zweiten Weltkrieg im Stil der 1950er Jahre saniert worden: Eine Wand wurde durchbrochen, dort eine Zuschauertribüne eingerichtet, die Wände (und das große Glasfenster) mit Holzpaneelen verkleidet. Dereinst war der Ratssaal reich mit Stuck und Gold verziert, es gab eine Zuschauer-Empore und der Eingang in den Saal befand sich, anders als heute, an der Schmalseite. Darüber stand als Sinnspruch - möglicherweise angesichts langer Sitzungen: »Lerne leiden ohne zu klagen«.
Die Ausführung der Arbeiten zwischen dem 17. Juli und dem 29. September sollen zwar »in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz« erfolgen, es sei aber nicht daran zu denken, so Ausschuss-Vorsitzender Hartmut Meichsner, das Aussehen des Raumes seinem ursprünglichen Zustand auch nur anzunähern: »Dazu fehlt das Geld.«
Vorgesehen seien eine Erneuerung der Lüftungsanlage und die Installation von Kommunikationstechnik. Die Wandverkleidung wird durch eine Gipskartonwand mit raumakustischen Komponenten ersetzt, vor einem Teil der Fenster sollen die Verkleidungen entfernt werden, die Fenster selbst repariert und aufgearbeitet werden. Außerdem soll der Parkettboden »in begrenztem Umfang« instand gesetzt werden.

Artikel vom 15.03.2006