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Saunameister geht mit 35 Jahren erneut in die Lehre

Gastronomiebebrieb Schneider bildet für eigenen Bedarf aus

Von Edgar Fels
Espelkamp (WB). Es gehört schon verdammt viel Mut dazu, mit 35 beruflich noch einmal ganz von vorne zu beginnen. Andreas Münz ist ausgebildeter Saunameister. Seit einigen Monaten geht er wieder in die Lehre - als Koch-Azubi beim Espelkamper Catering-Unternehmen Schneider.
Gute Beispiele machen Schule. Eine Serie, Folge 5

Der ledige Mittdreißiger weiß allerdings genau, was er will: Andreas Münz' geplante Doppelqualifikation im Bereich Sauna und Essen soll ihm nach der Lehre den Einstieg als Unternehmer im Bereich Wellness ebnen. »Ich habe auch schon was im Auge, mehr möchte ich aber noch nicht sagen«, verriet er. Bis dahin muss er mit 370 Euro netto im Monat auskommen. Münz: »Das ist hart. Aber ich habe auch etwas gespart.«
Münz' Arbeitgeber Johann Schneider (46) ist von der Wellness-Idee seines »alten Lehrlings« begeistert. »Da kann man was draus machen.« Aus diesem Grund gibt er seinem Schützling auch gerne die Chance einer weiteren Ausbildung. Das höhere Alter und seine Vorkenntnisse beim Thema Ernährung seien eher ein Vorteil. Schneider: »Der kann schon richtig mit anpacken.«
Johann Schneider und seine Frau Petra haben den Betrieb seit 1990 aufgebaut. Damals führten sie die Gaststätte »Stadtschenke« in Espelkamp. Zu dem Lokal gehörte auch eine Küche. Das war der Ausgangspunkt für den Party- oder Catering-Service. Heute betreibt das Unternehmen »Schneider Gastronomie & Catering« mit 42 Mitarbeitern - darunter zehn ausgelernte Köche - vier Kantinen großer Firmen in Espelkamp, beliefert drei Kindergärten mit Mittagessen und führt seit dem vergangenen Jahr die Brasserie »Stadtgespräch« im Bürgerhaus der Stadt Espelkamp. Allein in der Brasserie werden pro Tag 200 Essen gekocht, insgesamt sind es 1300 Mahlzeiten, die der Betrieb Tag für Tag zubereitet.
»Wir wollen noch einige Kantinen hinzunehmen«, sagt Schneider. Seit dem August bildet der erfolgreiche Gastronomiebetrieb auch aus. »Wir haben immer wieder Schwierigkeiten gehabt, geeignetes Personal zu finden, vor allem Köche«, sagte Schneider. »Da haben wir uns entschieden, selbst auszubilden.«
Ein Anruf bei der Agentur für Arbeit habe genügt und die Behörde habe ihm Bewerber geschickt. Zum 1. August wolle er zwei weitere Kochlehrlinge einstellen und zudem zwei Auszubildende für den Beruf »Fachkraft für das Restaurantgewerbe«. Die jungen Leute wüßten, worauf sie sich einlassen, sagt Schneider und spielt damit auf die Arbeitszeiten im Gastronomiegewerbe an. »Wenn andere frei haben, müssen wir arbeiten.«

Artikel vom 18.03.2006