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Georgenkirche: Rettung
wäre möglich gewesen


Zum geplanten Abriss der Georgenkirche bezieht der »Kulturzentrum am Botanischen Garten e.V« Stellung:
Es ist gut, dass die Medien endlich aufmerksam werden, was mit der Georgenkirche und auch anderen Kirchen in Bielefeld passieren soll. Die Brisanz aber gerade der Vernichtung der Georgenkirche wird wohl zu spät der Öffentlichkeit bewusst werden.
Dieses einzigartige Bauwerk-Ensemble der 60-er Jahre steht nun vor dem Ende! Die Finanzprobleme wiegen schwer, die Schließung der Kirche ist einsehbar. Die Lösung durch Abriss aber zu kurzfristig gedacht. Sie basiert außerdem auf einem unwürdigen Kommunikationsprozess zwischen dem Presbyterium und dem Verein »Kulturzentrum am Botanischen Garten e.V.«, der sich 2002 zur Rettung des Georgenzentrums gründete, um das Schlimmste zu verhindern.
Wir haben ein gutes Konzept vorgelegt, das von der Bezirksvertretung Gadderbaum, dem Beirat für Stadtgestaltung, dem Bund deutscher Architekten, dem Förderkreis Stadtqualität sowie Pro Grün Bielefeld e.V. und vielen Musikern befürwortet wurde. Leider ohne Erfolg bei der Kirchengemeinde und der Stadt Bielefeld.
Das Aus brachte für uns die Forderung der Gemeinde von 280000 Euro (!) für den renovierungsbedürftigen Mitteltrakt der ehemaligen Küsterwohnung. Wir wollten das Ensemble (wie Herr Fiolka die Martinikirche) für 1 Euro übernehmen. Es wurde uns mitgeteilt, dass die geforderte Summe benötigt würde, auch wenn dadurch die Gemeinde sogar nur zwei Jahre (!) weiter überleben würde. Welche »Perspektive«! Wir wurden außerdem von dem Presbyterium aufgefordert, im Falle einer Bewirtschaftung nur Inhalte in der Kirche stattfinden zu lassen, die »keine Konkurrenz zur gemeindlichen Arbeit« darstellten. Mit anderen Worten: Fast alles, was geplant war an sozialen und kulturellen Aktivitäten, wäre unter dieses Verbot gefallen.
Mit 400 Vereinsmitgliedern, die sich mit 5 Euro monatlich beteiligt hätten sowie einem Café und Mieteinnahmen hätte die jährliche Pacht für die Gemeinde aufgebracht werden können.
Unsere Mitgliederwerbung wurde aber sofort von Pastor Große im Keim erstickt durch eine Postwurfsendung der Kirchengemeinde, in der jeder Vereinsbeitritt als Gefahr für den Bestand der Gemeinde diffamiert wurde.
Die Rettung dieses gerade auch für die Musik unwiederbringlichen Raumes wäre möglich gewesen, jedoch nur, wenn Pfarrer Große und sein Presbyterium erkannt hätten, dass sie durch eine kulturelle weitere Bewirtschaftung eines Kultur- und Gesundheitszentrums mit uns als Verein hätten Maßstäbe setzen können. Die Gemeinde hätte hier auch für sich einen späteren zusätzlichen Gewinn gehabt finanziell, inhaltlich und menschlich.
So stellen wir sine ira et studio fest, dass all unsere Bemühungen und Anfragen hinsichtlich einer Kontaktmöglichkeit zu potentiellen Käufern verwehrt wurden. Wir hätten vielleicht eine Lösung erarbeiten können, die wenigstens den Kirchentrakt bei einer neuen Bebauung mit einbezogen und einen Abriss verhindert hätte. Wir bitten daher die Verantwortlichen der Stadt Bielefeld, wenigstens dafür Sorge zu tragen, die in den Medien schon oft zitierte »Stadt-Park-Landschaft« mit Bielefelder Sehenswürdigkeiten als Naherholungsgebiet vor einer Veranstaltung durch eine unpassende Bebauung zu bewahren!
Allen anderen betroffenen Kirchengemeinden sei gesagt: Es geht hier nicht nur um Finanzen! Es geht auch und gerade um die Art und Weise, wie Kirchenfunktionäre mit Gemeindemitgliedern umgehen! Viele Menschen spendeten Geld für die Kirche. Die endgültige Vernichtung der geschaffenen Werte durch einen schnellen Abriss stellt auch eine Bankrotterklärung der Institution Kirche dar, zumal andere Möglichkeiten der Nutzung hätten durchdacht und entwickelt werden können. Das geht aber nur, wenn alle Beteiligten dies auch wollen. Kein Wunder, wenn sich immer mehr Menschen innerlich von der Institution Kirche verabschieden. So gibt es keinen Gewinner, sondern nur Verlierer!
Für den Verein »Kulturzentrum am Botanischen Garten e.V.«
BRIGITTE JONAS (Vorstand)HANS-GEORG BERGK (Vorstand)EVA-MARIA FÖRSTER-BEGEMANNANTJE KRÄMER

Artikel vom 14.03.2006