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Seine Erfolgswelle in
Hollywood hält an

Star-Regisseur Wolfgang Petersen wird heute 65

Von Barbara Munker
Los Angeles (dpa). Wolfgang Petersen würde gerne einmal in Deutschland Film unterrichten und Studenten in seine Hollywood-Erfolge einweihen. Doch das muss noch einige Jahre warten. Der Regisseur von Kassen-Hits wie »Troja« und »Der Sturm«, der heute 65 wird, fühlt sich »so jung« und hebt »all diese Dinge« fürs Alter auf.
Immer noch auf großer Erfolgswelle in Hollywood: der Regisseur Wolfgang Petersen.Foto: dpa

Noch steckt der gebürtige Ostfriese seine ganze Energie in große Filme. Bei den Dreharbeiten an seinem neuen Wasser-Spektakel gerät der Jeansträger mit den leicht ergrauten rotblonden Haaren so richtig in Fahrt. Mit wild gestikulierenden Armen malt er am Hollywood-Set von »Poseidon« eine gigantische Welle nach, die ein riesiges Kreuzfahrtschiff auf den Kopf stellt.
Nachdem er »Das Boot« (1981) auf Tauchgang schickte und einen Fischkutter in »Der Sturm« (2000) spektakulär sinken ließ, lässt Petersen nun die Wogen über der »Poseidon« zusammenschlagen. Der rund 160 Millionen Dollar teure Katastrophen-Thriller läuft in diesem Sommer in den deutschen Kinos an. Für Oktober hat Petersen bereits die riesigen Bühnen der Warner-Studios angemietet, auch wenn jetzt noch gar nicht feststeht, welche Story ihn als nächstes packen wird.
»Ich gelte hier als »german-born« (in Deutschland geborener), aber die haben mich längst als Hollywood-Regisseur geschluckt«, grinst Petersen. Schließlich greift er wie die Kollegen Steven Spielberg und Peter Jackson routiniert in die Blockbuster-Kiste. Mit »Troja« lieferte er einen 200-Millionen-Dollar-Monumentalfilm. Für das Fischkutterdrama »Der Sturm« heuerte er die besten Spezial-Effekte-Künstler an. Den größten Stars gibt er Regieanweisungen, darunter Brad Pitt, George Clooney, Harrison Ford, Dustin Hoffman und Clint Eastwood. Das Fachblatt »Hollywood Reporter« kürte den Deutschen unlängst zum »Meister auf und unter Wasser«.
Schließlich war es »Das Boot«, Petersens erster Kinohit in Deutschland, der dem Ostfriesen mit sechs Oscar-Nominierungen den Weg nach Hollywood bahnte. Das 1980 gedrehte Drama an Bord eines U-Boots im Zweiten Weltkrieg war mit einem Budget von 25 Millionen Mark die bis dahin teuerste deutsche Filmproduktion. Beim Fernsehpublikum hatte Petersen schon als »Tatort«-Regisseur Punkte gesammelt. Nach dem Studium an der deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin hatte er 1971 mit seinem ersten Krimi »Blechschaden« gleich Erfolg. Die Folge »Reifezeugnis« mit Nastassja Kinski machte ihn und die blutjunge Darstellerin berühmt. Zum Tabubrecher wurde Petersen 1977 mit dem Kinofilm »Die Konsequenz«, der von einer homosexuellen Liebe handelt. Das Bayerische Fernsehen schaltete sich damals aus.
Die Anfangsjahre in Hollywood waren eine »ziemlich harte Schule«, erinnert sich Petersen. Nach dem Umzug 1987 mit seiner Frau Maria, die ihm häufig als Regie-Assistentin zur Seite steht, dauerte es vier Jahre, bis der Thriller »Tod im Spiegel« in den US-Kinos anlief. »Das war zwar kein Kassenerfolg, aber Clint Eastwood gefiel der Film, und er wollte mich sofort als Regisseur für »In the Line of Fire« - der Rest ist Geschichte.«
Der Polit-Thriller mit Eastwood als Secret-Service-Agent und Leibwächter wurde zum Kassenschlager, ebenso das Action-Spektakel »Air Force One«, in dem Harrison Ford als US-Präsident heldenhaft gegen Terroristen kämpft. Auch das Virus-Drama »Outbreak« mit Dustin Hoffman als Arzt im tödlichen Wettlauf mit der Zeit hatte weltweit Erfolg.
Nach 20 Jahren im Hollywoodgeschäft sieht Petersen noch eine »deutsche Handschrift« in seinen Filmen: »Ich habe eine Art, die Schauspieler etwas anders zu behandeln, sich mehr um sie zu kümmern und mehr Wert auf Charaktere zu legen.«

Artikel vom 14.03.2006