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»Journalist erstattete Anzeige«

Brinkmann-Anwalt Ermisch kündigt harte Gangart gegen »Spiegel« an

Von Wolfgang Wotke
Bielefeld (WB). Ein Journalist soll am 6. Januar die Finanzaffäre um Bayer Leverkusen, seinen Ex-Manager Reiner Calmund sowie den Gütersloher Spielervermittler Volker Graul ins Rollen gebracht haben. »Das habe ich soeben von der Staatsanwaltschaft in Köln erfahren«, sagte Mario Ermisch, Rechtsanwalt des Ex-Bielefelder Fußballprofis Ansgar Brinkmann, gestern dem WESTFALEN-BLATT.
Die Original-Hellekes-SMS, die für viel Aufregung sorgte.
»Der Journalist hat die Anzeige bei der Polizei in Bielefeld erstattet und wahrscheinlich im Auftrag einer dritten Person gehandelt. Wenn das stimmt, ist das ein dicker Hund und ein ungeheuerer Vorgang«, wetterte Ermisch, der Akteneinsicht beantragt hat und sich fragt: »Ist das heute so üblich, dass sich Journalisten so einfach vor den Karren spannen lassen?«
Fest steht mittlerweile, dass weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft gegen Ansgar Brinkmann wegen Spielmanipulation ermitteln. Das erklärte der Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft, Günther Feld, dieser Zeitung auf Anfrage. »Wir gehen definitiv nicht gegen Herrn Brinkmann vor.«
Der Bielefelder Rechtsanwalt und Diplom-Finanzwirt Mario Ermisch ist besonders tief über den Artikel im Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« erschüttert, das in seiner neuesten Ausgabe darüber spekuliert, dass mit den 580 000 Euro, die Reiner Calmund bei Bayer aus der Kasse nahm und an Volker Graul weiterleitete (wir berichteten ausführlich), in Leverkusen die Erstligapartie am 4. Mai 2003 gegen Arminia Bielefeld manipuliert worden sei. Laut »Spiegel« sei nun auch Ansgar Brinkmann in das Visier der Justiz geraten, der in dieser Abstiegspartie erst einen Elfmeter zur Führung verwandelte und in der 60. Minute vom Platz gestellt wurde.
Brinkmann soll sich zu dem Spiel, das Arminia mit 1:3 verlor, mehrmals gelassen geäußert haben. Das sei, so das Magazin, schon in Ordnung, schließlich sei er dafür gut bezahlt worden. »Diesmal haben die beiden Spiegel-Rechercheure voll daneben gegriffen«, sagte Ermisch, der nach eigener Aussage am Freitag von einem der Redakteure per Fax unter Druck gesetzt worden war. Ermisch: »Ich sollte bis 17 Uhr die Frage beantworten, wie Ansgar Brinkmann seinen Jaguar, der 19 500 Euro gekostet haben soll, im August 2003 finanziert hat. Was sind das bloß für Methoden?«
Man könne, so der Brinkmann-Anwalt, alle Be- und Anschuldigungen gegen seinen Mandanten entkräften und sogar fast aus der Welt schaffen. Ermisch: »Sicher geht es dem Ansgar finanziell schlecht. Was den mittleren sechsstelligen Betrag betrifft, den er der Volksbank Bielefeld schuldet, habe ich längst eine Lösung gefunden. Wir haben nämlich einen Vergleich geschlossen. Demnach zahlt Ansgar 1000 Euro monatlich ab. Und das, solange er Fußball spielt.«
Dass Ansgar Brinkmann kurzfristig Vollstreckungshaft drohte, weil er eine 18 000-Euro-Strafe aus seinem Verfahren wegen Körperverletzung nicht beglichen hatte, stimme. »Wir haben in unserer Not sogar Volker Graul um diesen Betrag gebeten. Der sagte aber, dass er gerade nur 500 Euro in der Tasche habe. Schließlich streckte der Vater von Ansgars Freundin das Geld vor«, erzählt Mario Ermisch und ergänzt, dass er im Dezember mit der Dresdner Polizei von einer Familienfeier aus telefonisch verhandelte: »Die wollten ihn mitnehmen.«
Gestern drohte Mario Ermisch eine harte, juristische Gangart gegen »Spiegel«, »Sport Bild«, den Anzeigenerstatter und den früheren Brinkmann-Berater Werner Hellekes an: »Nach Akteneinsicht werden Schmerzensgeldforderungen fällig und Anzeigen wegen Verleumdungen.«

Artikel vom 14.03.2006