01.04.2006
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An Deutschlands Küsten sind die bis zu drei Meter langen und 320 Kilogramm schweren Kegelrobben relativ selten. Das war nicht immer so: Im Mittelalter lebten im Wattenmeer mindestens ebenso viele Kegelrobben wie Seehunde. Als angebliche Konkurrenten der Fischer wurden sie jedoch nahezu ausgerottet. Von den felsigen und unzugänglichen Küsten der britischen Inseln verbreiteten sie sich aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts allmählich wieder in der ganzen Nordsee. Heute sind die Kegelrobben-Populationen vor Schleswig-Holsteins Küste wieder ohne »Nachschub« aus Großbritannien überlebensfähig. Das wiederum sagt Robben-Expertin Silvia Gaus von der »Schutzstation Wattenmeer«.
Zurzeit gibt es in der Nordsee vier Kolonien mit Jungenaufzucht - eine nahe der westfriesischen Insel Terschelling (Niederlande), zwei auf Sandbänken nahe Juist und nahe Amrum und seit 2001 eine weitere auf der Düne bei Helgoland. Außerhalb der Fortpflanzungszeit leben die Tiere dieser Kolonien an verschiedenen Orten der Nordsee - zum Teil gemeinsam mit Seehunden. Dabei sind die Kegelrobben mit ihrer massigen Gestalt und dem spitz zulaufenden Kopf deutlich von den nur halb so großen, rundlichen Seehunden zu unterscheiden.
Ihren deutschen Namen hat die Kegelrobbe wegen ihrer Kopfform erhalten. In England nennt man sie auch »horsehead« (Pferdekopf); in den meisten Ländern wird sie jedoch schlicht »Graue Robbe« genannt. Das Fell der Männchen ist dunkel mit hellen Flecken, während die Weibchen hell mit dunklen Flecken sind. Sie können bis zu 140 Meter tief tauchen und 20 Minuten lang unter Wasser bleiben. »Auf ihrem Speiseplan stehen neben Lachsen, Dorschen, Heringen auch Makrelen und Schollen«, sagt Stationsleiterin Rosenberger.
Die Kegelrobben werden mitten im Winter geboren. Robbenmilch enthält bis zu 50 Prozent Fett, so dass die Jungen täglich um bis zu 1,8 Kilogramm zunehmen. Dabei wachsen sie anfangs hauptsächlich in die Breite, weil sie eine wärmende Fettschicht brauchen. Diese Schicht dient zugleich als Nahrungsreserve, bis die Tiere selbst erfolgreich Fische erbeuten können. Bis dahin liegen die weiß bepelzten Jungen zum Teil stundenlang allein am Strand, während ihre Mütter unterwegs sind.
Artikel vom 01.04.2006