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»Türkisch für Anfänger«

ARD setzt Hoffnungen in zwölfteilige Vorabendserie

ARD, 18.50 Uhr: Mutti hat einen Türken als Lover, und nun sollen beide Familien zusammenziehen. Sohn Nils, der Jüngste, trägt es gelassen. Schwester Lena, 16 und pubertierend, ist entsetzt. Aber auch auf der anderen Seite, beim Jung-Macho Cem und der streng religiösen Yagmur, herrscht nicht nur eitel Freude.

Das ist dramaturgischer Sprengstoff genug für die ersten zwölf Folgen der neuen Vorabendserie »Türkisch für Anfänger«, die heute startet und immer dienstags bis freitags um 18.50 Uhr ausgestrahlt wird. Die Verantwortlichen hoffen auf einen ähnlichen Erfolg wie einst mit »Nicht von schlechten Eltern« oder »Berlin, Berlin«.
Diese zwei schon klassischen Serien nennt ARD-Programmdirektor Günter Struve als geistige Ahnen des neuen Formats, das »von Witz und Wärme« gezeichnet sein soll. Gezeigt werden soll eine Familie, »bei der jeder gern zum Kaffee eingeladen sein möchte«.
Dass es eher chaotisch zugeht, liegt nicht nur an den Kindern und ihren wechselseitigen Machtkämpfen. Auch das reife Paar zeigt sich zuweilen ziemlich unreif. Das ist auch kein Wunder bei dem Gegensatz: Mutter Doris ist die leicht durchgeknallte Ich-Finderin und Esoterikerin. Partner Metin dagegen ist der biedere Kriminalkommissar und so preußisch korrekt, wie nur ein Türke sein kann. Da raucht und kracht es zuweilen, aber immer mit Humor.
Und es geht auch nicht immer politisch korrekt zu. »Religion ist ein Tabu. Das wird nicht in irgendeiner Weise veralbert«, heißt es von der ARD. Aber sonst ist manches erlaubt.
Gedreht wurde in Berlin, in einem dekorativ verwitterten Altbau, in dem mal der Schriftsteller Günter Grass gewohnt hat. Auf Stars hat man in der Besetzung verzichtet. Ein »Star« allerdings ist der aus Hannover stammende junge Autor Bora Dagtekin. Er ist ist einer, der einen Blick für das hat, was komisch ist. Auch zu einer anderen guten Tradition will man zurückkehren: Auch wenn der große Erfolg - eine zweistellige Quote in der Zielgruppe bis 49 sollte die Sache schon bringen - sich nicht gleich einstellt, will man bei der ARD Geduld haben. So wird schon an den Büchern zur zweiten Staffel gearbeitet.

Artikel vom 14.03.2006