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Erst die Vogelgrippe,
dann die Hass-Demos
Die Türkei ist bei den Deutschen völlig unten durch
Hollywoods Filmkritiker und -schaffende verleihen jährlich die »Goldene Himbeere« an die schlechtesten Filme des Jahres - auf der ITB wurden dieses Jahr die unsympathischsten Ferienländer benannt. Drei Nationen haben demnach aus Sicht der Deutschen ein Imageproblem: USA, Türkei und Ägypten. Was die Studie der Münchener Forschungsgesellschaft »Web-Tourismus« schon erahnen lässt, beherrschte denn auch das Messegeschehen: Deutsche Veranstalter und türkische Hoteliers verhandelten auf der ITB hart, um zu retten, was kaum noch zu retten ist.
Die Vogelgrippe, an der in der Türkei auch mehrere Kinder starben, bescherte dem Land die erste Delle. Dann kam die gewalttätige islamische Hasswelle als Reaktion auf die Mohammed-Karikaturen und riss weitere Länder mit in den Abgrund. Die arabischen Länder, aber auch die Türkei lassen sich seither in deutschen Reisebüros kaum noch verkaufen. Nicht zuletzt deshalb gibt es jetzt für die Türkei bereits verlängerte Frühbucherrabatte. »Es wird Sonderpreise hageln«, sagt Rewe-Geschäftsführer Dierk Berlinghoff.
Auch die Ostsee-Insel Rügen steckt tief im Dilemma. Das verheerende Krisenmanagement nach dem Auftreten der Vogelgrippe ließ Urlauber ihre geplanten Reisen sofort stornieren. »Gewinner« ist dagegen die Nordseeküste mit den ostfriesischen Inseln, wo bereits ein deutliches Buchungsplus gegenüber dem Vorjahr registriert werden konnte.
Niedersachsens Touristiker sehen das allerdings noch sehr nüchtern: »Vor einigen Jahren sind unsere Gäste Richtung Osten abgewandert, weil es dort Neues zu entdecken gab. Jetzt kommen sie wohl wieder - aber nur, wenn wir weiterhin von der Vogelgrippe verschont bleiben.«
Der eindeutige Gewinner der kommenden Reisesaison dürfte Italien sein. In der Sympathie-Studie belegte es den Spitzenplatz. Thomas Albertsen

Artikel vom 18.03.2006