14.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentare
Merck will Schering

Arznei ohne Therapie


Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis. Wenn Wirtschaftsunternehmen zu viel Geld haben, schmieden sie Übernahmepläne.
Im vergangenen Jahr haben die Konzerne überwiegend gut verdient. Also wird eine Management-Weisheit, wonach man sich besser auf Kernkompetenzen konzentriert, über Bord geworfen. An ihre Stelle tritt, dass man »diversifizieren«Êmuss, um Risiken zu minimieren. Oder ausdehnen wegen der Globalisierung.
Merck, der weltweit älteste Pharmakonzern, wird sich möglicherweise noch wundern, was er mit seinem feindlichen Übernahmeversuch gegen Schering angestoßen hat. Entweder stocken die Darmstädter ihr Angebot kräftig auf oder sie rufen einen »weißen Ritter« auf den Plan. Dieser könnte die Pharma-Branche noch in einer Weise durcheinander wirbeln, die Merck überhaupt nicht schmecken kann.
Noch ist nicht klar, was die Hessen überhaupt bezwecken. Nach der Schering-Übernahme würde der Konzern in Deutschland hinter Bayer von Platz 4 auf 2 vorrücken. Weltweit aber blieben sie noch weit von den Top 10 entfernt. Synergien sind angesichts der unterschiedlichen Produkte nicht zu erwarten. Wozu also die Arznei, wenn keine Therapie ersichtlich ist? Bernhard Hertlein

Artikel vom 14.03.2006