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Geflügel-Höfe in größter Sorge

Vogelgrippe-Verdacht nicht bestätigt - IWF warnt vor erheblichen Folgen

Berlin (Reuters). Der Verdacht auf Vogelgrippe in einem Nutzgeflügel-Betrieb in Bayern sowie bei einem Geflügelhändler im niedersächsischen Vechta hat sich nicht bestätigt.
Nach eingehenden Laboruntersuchungen der Proben aus Oberfranken seien Geflügelpestviren des Typs H5 als auch des Typs H ausgeschlossen worden, teilte das Friedrich-Loeffler-Institut gestern mit. »Damit steht eindeutig fest, dass wir nach wie vor keinen Fall von Geflügelpest in einem deutschen Nutzgeflügelbestand haben«, erklärte Instituts-Präsident Thomas Mettenleiter. In dem Betrieb waren sechs Jungenten verendet, die in dem Verdacht standen, mit dem auch Menschen gefährlichen Vogelgrippe-Virus vom Typ H5N1 infiziert gewesen zu sein.
Die Tiere eines Geflügelhändlers aus Vechta, der Enten an den unter Vogelgrippe-Verdacht stehenden Hof in Bayern geliefert hatte, sind wahrscheinlich nicht mit dem Virus infiziert. Das hätten Laboruntersuchungen ergeben, erklärte gestern fast zeitgleich der Sprecher des niedersächsischen Agrarministeriums, Gert Hahne. Der Betrieb hatte 200 Jungenten am vergangenen Mittwoch nach Oberfranken geliefert.
Vorsichtshalber hatten die Behörden den Betrieb im Kreis Vechta gesperrt. Es dürfen keine Tiere dorthin oder von dort weg gebracht werden. Bereits vor dem Transport hatte ein Veterinär die Enten untersucht und keine Auffälligkeiten festgestellt. Eine erneute Begutachtung des Bestands nach Bekanntwerden des Vogelgrippe- Verdachts in Oberfranken sei ebenfalls ohne Befund geblieben, sagte Hahne.
Zur genaueren Untersuchung wurden aber 30 Tiere ins Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) nach Oldenburg gebracht. 26 der analysierten Proben brachten ein negatives Ergebnis, sagte eine LAVES-Sprecherin. Die Ergebnisse der fehlenden Proben sollen heute vorliegen. Der Geflügelhändler hält in seinem Betrieb 5000 Tiere.
In Niedersachsen gibt es bisher einen nachgewiesenen Vogelgrippe-Fall. Vor gut einer Woche hatte sich herausgestellt, dass eine tote Wildgans in Walsrode mit dem Virus infiziert war.
Unterdessen wurden vom Bodensee und aus Mecklenburg-Vorpommern neue Vogelgrippe-Fälle bei Wildvögeln gemeldet. In Bayern wurde das Virus H5N1 bei einer verendeten Wildente aus Lindau nachgewiesen. Der Erreger wurde zudem bei einer toten Reiherente in Friedrichshafen (Baden-Württemberg) gefunden. Aus der Schweiz wurden eine Ente und ein Blesshuhn am Bodensee als infiziert gemeldet. Insgesamt wurden damit am Bodensee 30 Virusfälle erfasst.
In Mecklenburg-Vorpommern beschlossen die Landkreise Rügen und Nordvorpommern trotz sechs neuer Vogelgrippe-Nachweise die Aufhebung des Katastrophenalarms von heute an. Die Situation sei nun ohne fremde Hilfe beherrschbar, sagte Rügens Kreissprecherin Carina Schmidt. Der Landkreis Ostvorpommern will am Vormittag über die Aufhebung entscheiden. Das Virus H5N1 war in Mecklenburg-Vorpommern am Wochenende bei fünf Wildvögeln und gestern bei einem Tier festgestellt worden. Damit ist der Erreger in dem Bundesland bei bislang 157 Wildvögeln sowie drei Katzen und einem Steinmarder nachgewiesen worden.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnt für den Fall einer weltweiten Vogelgrippe-Epidemie vor erheblichen Konsequenzen für die Weltwirtschaft. Sollte das bei Geflügel grassierende H5N1-Virus mutieren und sich leicht von Mensch zu Mensch übertragen und Millionen anstecken, seien Firmenpleiten und Staatskrisen zu befürchten, heißt es in einer Studie.
Die Weltfinanzorganisation betont aber, dass alle Prognosen schwierig sind, weil niemand wisse, wie sich das Virus entwickelt. Vor der Frühjahrstagung im April will der IWF eine detailliertere Analyse über mögliche Wachstumseinbrüche vorlegen.
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Artikel vom 14.03.2006